Kleine Mitteilungen
Ländereien in der Küstenkordillere in 1800-2000 m Höhe, die von feuchtem
Urwald bedeckt waren, für die Ansiedlung zur Verfügung zu stellen. Man
nahm an, daß das Klima der Kordillere mit Tagesmitteln von 17° C das
ganze Jahr hindurch am ehesten den Deutschen aus dem Schwarzwald zu-
sagen würde.
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Abb. 4. Deutsche Kinder in Colonia Tovar verkaufen an Touristen Erdbeeren,
Gemüse und Blumen.
ALEXANDER VON HumBoLDT hatte durch seine begeisterten Schilderungen
in Deutschland das Interesse für Venezuela geweckt. Deshalb fanden sich
374 Schwarzwälder bereit, das Angebot anzunehmen. Es waren nicht nur
Bauern mit ihren Familien, sondern auch verschiedene Handwerker; ein
Arzt und Pfarrer schlossen sich ebenfalls an. Die Auswanderer nahmen ihre
Sämereien (Getreide und Gemüse) sowie ihr Vieh mit, aber außerdem noch
eine Apotheke, eine Mühle, ein Sägewerk und Gefäße, um Bier zu brauen.
Als ihr Schiff „Clemence“ jedoch die Küste von Venezuela bei La Guaira
erreichte, durften sie nicht landen, weil dort die Cholera ausgebrochen war.
Nach einer Quarantänezeit wurde schließlich das Schiff in einen kleinen
Hafen Choroni umgeleitet und dort betraten die Auswanderer am 8. April
1843 das südamerikanische Land. Unter größten Schwierigkeiten mußten
sie dann ohne Weg durch den Urwald ins Gebirge zu dem ihnen zugewie-
senen Land vordringen. Dort war ihnen Ingenieur CopAzzı bei der Urbar-
machung behilflich. Nach den ersten unsäglich schweren Jahren waren
100 ha gerodet und ein deutsches Dorf aufgebaut. Bald kam eine Kirche
und ein Rathaus hinzu; die Felder trugen Frucht (Weizen, Gerste, Hafer,
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