Full text: Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg (Bd. 134, 1979)

EBERHARD PLEIN 
b) durch die von der Preußischen Geol. La. durchgeführte geophysikali- 
sche Reichsaufnahme, die zu einer fast lückenlosen magnetischen, gravi- 
metrischen und refraktionsseismischen Vermessung Norddeutschlands 
führte und Hinweise auf das Vorhandensein einer großen Zahl bisher 
noch unbekannter Salzstöcke gab. 
°) durch das Reichsbohrprogramm, das durch die Vergabe von Darlehen 
an die deutsche Erdölindustrie dazu dienen sollte, die Aufschlußtätig- 
keit der Erdölindustrie anzuregen. Insgesamt sind in dieser Zeit 643 
solcher Bohrungen ausgeführt worden, von denen dann 54 fündig wur- 
den. 
Der Erfolg dieser Anstrengungen waren 23 neue Felder, wovon zwei im 
Rheintalgraben lagen. Der Beweis, daß bisher unbekannte Olreserven in 
ansehnlicher Höhe vorhanden waren, konnte damit klar erbracht werden. 
Von besonderer Bedeutung war die Feststellung, daß diese neuen Felder 
z. T. ganz anderen Typen angehörten, als die bis dahin allein produzieren- 
den vier alten Felder. Man fand Ol nicht nur an der Flanke von Salzstök- 
ken, sondern auch auf dem Scheitel. Ebenso wichtig war die während des 
Krieges erfolgte Entdeckung eines Antiklinalölfeldes im Emsland. Damit 
wurde gezeigt, daß in Nordwestdeutschland eine Reihe von bisher unaus- 
geschöpften Möglichkeiten zur Aufsuchung neuer Olyvorkommen vorhan- 
den waren. 
Mit diesen Erkenntnissen begann die vierte Periode von 1948—1959/60. 
Die fortschreitenden geologischen Erkenntnisse und vor allem die moder- 
nen geophysikalischen Explorationsverfahren brachten dann Funde von 
nie geahntem Ausmaß, die die Produktion schließlich auf fast 8 Mio t 
Erdöl anwachsen ließ. An zahlreichen Stellen wurden dabei neben Anti- 
klinal-Lagerstätten besonders Diskordanzlagerstätten an den Flanken der 
Juramulden und Salzstöcke nachgewiesen. Dazu kamen später Bruchstruk- 
turen im Zentralteil der Mulden und Faziesfallen an den Rändern der Ju- 
rabecken. Daneben wurden im Oberrheingraben und im Alpenvorland 
meist kleinere Lagerstätten an Bruchstrukturen, seltener an Faziesfallen, ge- 
funden. Um 1960 zeigten sich in Deutschland die Grenzen der Erdölex- 
ploration. Die Möglichkeiten, weitere neue Ollagerstätten zu finden, schie- 
nen erschöpft zu sein. Nur noch sporadisch konnten Funde erzielt werden. 
Die bisher letzte Periode der Exploration begann um 1960 mit einer 
verstärkten Suche nach Erdgas, die bis heute anhält. Auf Erdgas war man 
in Deutschland durch Zufall gestoßen, als man im Sommer 1910 in 
Neuengamme bei Hamburg nach Wasser bohrte. Plötzlich schoß mit Getö- 
se Gas aus der Bohrung und entzündete sich. Es dauerte Wochen, bis die 
Flamme von Neuengamme gebändigt wurde, und Jahre, bis das Gas später 
für die Stadtversorgung Hamburgs genutzt werden konnte. 1938 kam es 
dann bei Bentheim zum zweiten Erdgasfund in Deutschland. Auch er 
konnte erst nach Jahren wirtschaftlich genutzt werden. Anfang der 60er 
Jahre wurde der Buntsandstein, der mit seinen über 1000 m mächtigen ro- 
ten klastischen Serien lange Zeit als steril galt, eine der höffigsten Erdgas- 
formationen Nordwestdeutschlands. Später wurden im Weser-Ems-Gebiet 
Jh. Ges. Naturkde, Württ. 134 (1979)
	        
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