Full text: Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg (Bd. 134, 1979)

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Kleine Mitteilungen 
Ein neuer Gastropode im Posidonienschiefer 
Von THOMAS KELLER, Frankfurt/M. 
Mit 1 Abbildung 
Aus dem süddeutschen Lias epsilon ist bisher nur eine einzige Schnecke 
bekannt geworden, Coelodiscus minutus SCHUEBLER. (FISCHER 1961 er- 
wähnt vier weitere Gastropodenarten aus Schlämmrückständen von Pro- 
ben aus Reichenbach und Frommern, die aber nicht genauer bekannt ge- 
macht worden sind.) Im Juli 1978 erwarb ich im kleinen Schieferbruch 
am Ortsende von Boll (an der Straße nach Jebenhausen) das vorliegende 
Exemplar. Der Fundhorizont: dunkler fester Schiefer mit kleinen Hildo- 
ceras (Hildaites) sp. (Aptychen in situ), vereinzelte Inoceramus, zerfalle- 
ner Leptolepis bronni, zerfallene Acanthoteuthis sp., „Cidaris‘“-Stacheln 
(Seeigel). Damit ist der Fundhorizont auf die Harpoceras falcifer-Zone 
festgelegt (vermutl. II: oder 116). 
Das Schneckengehäuse liegt in Periostracum-Erhaltung vor. Das apikale 
Ende ist beschädigt. Höhe: 9,1 mm, max. Breite: 7,0 mm. Das Gehäuse ist 
trochispiral mit relativ großem letztem Umgang (im Gegensatz zum klei- 
neren, annähernd planispiralen Coelodiscus), die Mündung ist ganzrandig, 
hoch oval, am Oberrand eine ausgezogene Lippe. Das Gehäuse war wahr- 
scheinlich mäßig skulpturiert, die ersten Umgänge lassen noch Spuren da- 
von (Gitterung) erkennen. Schalenlösung und Verdrückung lassen keine 
genaueren Aussagen und keine Bestimmung zu. 
Die Okologie der vorliegenden Schnecke läßt sich leider nicht ermitteln. 
Möglicherweise ist es eine durch Treibholz eingeschleppte Form. KAUFF- 
MAN (1978: 21) bestreitet zwar die Rolle von Treibhölzern für den Trans- 
port von bisher als pseudoplanktonisch eingestuften Bivalven, auch gibt es 
eine Reihe bemerkenswerter Neufunde bodenlebender Bivalven im Posido- 
nienschiefer (vgl. RıEGRAF 1977, BRENNER und SEILACHER 1978, KAUFF- 
MAN 1978). Andererseits gibt es vergleichbare Einzelfunde von allerdings 
mehr spitzkonischen Schneckengehäusen aus dem südfranzösischen Posido- 
nienschiefer, wo Treibhölzer noch häufiger auftreten als im süddeutschen 
Lias epsilon (diese Auskunft und die Gelegenheit, die betr. Schnecken zu 
sehen, danke ich W. RızcGrar). Der vorliegende neue Gastropode wird da- 
her als allochthon aufgefaßt. Das Original befindet sich im Staatlichen 
Museum für Naturkunde in Stuttgart. 
Jh. Ges. Naturkde. Württ. 134 (1979)
	        
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