Full text: Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg (Bd. 134, 1979)

Das deutsche Erdöl und Erdgas 
nicht erreicht ist. Das gilt besonders für den außeralpinen tertiären Bek- 
kenteil. Die Olgenerierung ist daher zum großen Teil auf den subalpinen 
Bereich und die autochtonen Sedimente unter den überschobenen nördli- 
chen Alpen beschränkt. Die Füllung der bisher erschlossenen Erdöllager- 
stätten an der Tertiärbasis setzt damit relativ lange Migrationswege aus 
den sehr tiefen Beckenteilen voraus und vollzieht sich über mehrere weit- 
aushaltende Fangstörungssysteme hinweg. Ein weiterer ungünstiger Um- 
stand ist, daß das Becken nach Norden zu offen ist, was wohl zur Aus- 
spülung früherer Lagerstätten, vor allem von tertiären und mesozoischen 
Speichern durch eindringende Oberflächenwasser geführt haben mag (12). 
Günstiger sieht die Bilanz beim Erdgas aus, wie die Tabelle 7 zeigt. Die 
zukünftigen Gasreserven werden vorwiegend in Speichern des Prätertiärs 
erwartet, insbesondere in den bisher wenig erforschten Räumen der Vor- 
tiefe unter dem überschobenen Alpenkörper. Seismik und Technologie ste- 
hen hier vor zum Teil noch ungelösten Problemen. Hier könnten aber sehr 
wohl die besten Möglichkeiten für die zukünftige Arbeit liegen. Die ge- 
nannten Zahlen bewegen sich in Dimensionen, die wesentlich kleiner sind 
als die Vorkommen in Nordwestdeutschland. Dennoch sind diese Vorkom- 
men für die süddeutsche Energieversorgung von großer Bedeutung. 
4. Der Vorstoß in tiefere geologische Stockwerke 
Wenn man die Entwicklung der Erdöl- und Erdgasexploration in den 
vergangenen Jahren rückblickend überschaut, so darf man feststellen, daß 
die deutsche Erdölindustrie einen von starker Initiative bestimmten langen 
und kostspieligen Weg ging, der trotz mancher Schwierigkeiten auf wis- 
senschaftlichem, technischem und wirtschaftlichem Gebiet konsequent fort- 
gesetzt worden ist. Auf dem Erdölsektor ist infolge der Begrenztheit der 
höffigen Räume und der Kompliziertheit der Tektonik der Kulminations- 
punkt der Exploration bereits weitgehend überschritten worden. Anders 
beim Erdgas. In den Erdgasfeldern der Bundesrepublik liegen noch ge- 
winnbare Reserven von knapp 300 Mrd. m*. Da vorgesehen ist, jährlich 
18—20 Mrd. m* Erdgas zu fördern, wären die genannten Vorräte bei 
Ausbleiben weiterer Neuentdeckungen noch vor dem Jahre 2000 er- 
schöpft. Es ist jedoch gezeigt worden, daß damit zu rechnen ist, durch in- 
tensive Explorationstätigkeit weitere Lagerstätten zu entdecken, und daß 
schon bekannte Vorkommen, die mit herkömmlichen Methoden bislang 
nicht ausgebeutet werden konnte, in Förderung genommen werden. 
Das „Replacement‘“ — die der Erde entzogenen Vorräte durch neue 
Funde zu ersetzen — ist sehr teuer, denn die Exploration muß in immer 
schwierigere Bereiche vordingen, die wegen der unbekannten Ausbildung 
der geologischen Formation die Bohrungen mit einem außergewöhnlichen 
Aufschlußrisiko und hohen Kosten belasten. Zu diesen Replacement-Bemü- 
hungen der deutschen Erdgasgewinnungsindustrie gehört der Vorstoß in 
größere Tiefen in Nordwestdeutschland und in Süddeutschland, um neue 
bisher noch nicht erkundete Stockwerke zu erschließen. Teufen bis zu 
7000 m und mehr müssen dabei erreicht werden. Erwartet wird in diesen 
Jh. Ges. Naturkde. Württ. 134 (1979) 
77
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.