EBERHARD PLEIN
a) die Größenordnung der insgesamt vorhandenen Energie-Rohstoffe,
b) die davon gegenwärtig technisch-wirtschaftlich gewinnbare Menge (Re-
serven),
c) den Anteil der Energie-Rohstoffe der künftig vermutlich noch in Re-
serven überführt werden kann (10).
Der hier vorgelegte, kurzgefaßte Bericht basiert auf einer großen An-
zahl von Publikationen aus Kreisen der Erdöl-Industrie und der Geologi-
schen Landesanstalten.
2. Der geschichtliche Ablauf der deutschen Erdöl/Erdgas-Suche
(Abb. 1)
Schon seit Jahrhunderten wurde bei Pechelbronn im Elsaß, am Tegern-
see in Bayern und bei den Dörfern Witze und Hänigsen in Niedersachsen
Erdöl an der Oberfläche gefunden und als Wagenschmiere, Leuchtstoff
oder Heilmittel verwendet. Das als „Bergteer‘“, „Fett“ oder „Asphalt“ be-
zeichnete Erdöl trat in natürlichen Geländemulden und gelegentlich auch
in zutage anstehenden Sandsteinen auf. Seine Gewinnung war anfänglich
äußerst primitiv. Das auf dem Wasser schwimmende Ol wurde mit
Eimern, Kellen oder anderen Hilfsmitteln abgeschöpft und gesammelt.
AGRICOLA erwähnt in seinem Buch „De re metallica‘ schon ein Verarbei-
tungsverfahren, das in Deutschland weit verbreitet war, nämlich das Sie-
den des Ols in kupfernen oder eisernen Kesseln und damit die Gewinnung
petroleumähnlicher Destillate. Bei Wietze wurde im Jahre 1769 ein etwa
0,3 m starker über Tage anstehender Olsand abgebaut und in großen
eichenen Trögen, z.T. mit heißem Wasser ausgewaschen. Der auf diese
Weise behandelte Teersand wurde eine Zeitlang zur Herstellung von Bür-
gersteigen verwandt. Bei dem großen Brand in Hamburg, der 1842 einen
beträchtlichen Teil der Stadt vernichtete, erwies er sich jedoch als leicht
entflammbar, so daß der Handel mit diesem Produkt wieder aufgegeben
werden mußte. Nach Schätzungen von L. STRIPPELMANN sind bis etwa
1875 rund 2000 t Ol gewonnen worden (9).
Historische Bedeutung erlangte die Wietzer Teerkuhle 1858 durch eine
Bohrung, die in der Nähe auf Kohle angesetzt worden war, dann aber in
einer Teufe von 35m ÖOlzufluß bekam. Die Bohrung machte sich mit
einem Zufluß von etwa 1 */» Eimern Erdöl pro Tag schon in weniger als
12 Monaten bezahlt. Eine weitere Bohrung folgte im Jahre 1860. Ein be-
redtes Zeugnis aus jener Zeit legen die im Erdölmuseum Wietze ausgestell-
ten Erinnerungsstücke, Urkunden und Bilder ab. Zunächst wurde dieses
Ol nur lokal in kleinen Mengen genutzt, die industrielle Entwicklung
setzte erst später in den Jahren zwischen 1870 und 1880 ein. Zu diesem
Zeitpunkt wurde in der Nähe von Olanzeichen an der Erdoberfläche in
Wietze, Edesse, Nienhagen und Heide und auch am Tegernsee gebohrt. Da-
bei ging man empirisch vor. Erfahrungen über die Verbreitung des Erdöls
im Untergrund bestand noch nicht, und natürlich hatte man noch weniger
Vorstellungen von den im Zusammenhang stehenden chemischen und phy-
sikalischen Gesetzmäßigkeiten. Nach einem rasch wieder erlöschenden Ol-
Jh. Ges. Naturkde. Württ. 134 (1979)
G