RÜDIGER GERMAN
Mensch-Natur durchgeführt werden. In der heimatlichen Umgebung besteht
sicher ein größeres Interesse, seine Umwelt in Ordnung zu halten, als in fernen
Gebieten. Hier in der Gemeinde ist die Umwelt noch überschaubar. Aller-
dings müssen dann die zuständigen Gremien, welche bisher ausgesprochen
ökonomisch ausgerichtet sind, ebenso intensiv nach ökologischen Zielen han-
deln. Von politischer Seite wird ja immer wieder propagiert, daß das Engage-
ment an der Basis, also in der Gemeinde mit Gemeinderat und anderen ehren-
amtlichen Funktionen, besonders wichtig ist, weil hier die lokalen und die
unser persönliches Leben betreffenden Fragen entschieden werden. Entspre-
chend ist dies auch mit der heimatlichen Umwelt, der Natur, der Landschaft
und dem Naturkreislauf. Wie ein Mensch nur dann gut arbeiten kann, wenn er
gesund und sein Kreislauf in Ordnung ist, so sind die Dinge auch in der Natur.
An dieser Stelle erscheint es mir wichtig, darauf hinzuweisen, daß der Natur-
haushalt und sein Kreislauf nicht nur, wie es im Naturschutzgesetz von Baden-
Württemberg oder im Rahmengesetz für die Bundesrepublik Deutschland
heißt, nachhaltig, d.h. langfristig gesichert wird, sondern daß er außerdem
gesund bleibt. Wie gerade heute an vielen Beispielen des Finanzhaushaltes und
des Geldkreislaufes zu ersehen ist, gibt es dabei große Unterschiede, welche
den Betroffenen nicht gleichgültig sein können. Das gleiche gilt für die Natur.
Mögen wir vor Politikern bewahrt bleiben, welche uns den ökologischen Kon-
kurs bereiten. Doch wieviel leitende Wirtschaftsfunktionäre haben rechtzeitig
die Fehlentwicklung ihres Betriebes erkannt und einen Konkurs abgewendet?
Das lebenserhaltende ökologische Handeln der gesamten Menschheit ist die
wichtigste Aufgabe der Zukunft. Weil es sich dabei um eine Gemeinschaftsauf-
gabe handelt, muß dies als eine, ja geradezu als die gemeinsame, d.h. soziale
Aufgabe der Zukunft angesehen werden. Nicht daß wir die sozio-ökonomi-
schen Probleme der Gegenwart mit der großen Arbeitslosigkeit usw. gering
erachten würden. Diese erscheint mir als logische Konsequenz unökologischer
oder wenig ökologischer Handlungsweise bzw. fragwürdigen ökonomisch-aus-
beuterischen Handelns gegenüber der Natur. Entsprechend wie seinerzeit die
soziale Bewegung der Arbeiterschaft gegen eine ökonomische Ausbeutung
antrat, so müssen wir heute ebenso logisch gegen die Ausbeutung und Zerstö-
rung unserer Umwelt ökologische Strategien entwickeln und anwenden.
Ebenso wie die sozio-ökonomischen Strategien den Schutz der menschlichen
Arbeitskraft bzw. den Erhalt der individuellen Leistungsfähigkeit und auch der
Lebensfreude zum Ziel haben, so ist dies entsprechend mit den sozio-ökologi-
schen Strategien. Diese sollen die Leistungsfähigkeit des gesunden Naturhaus-
haltes, sein ökologisch problemloses „Funktionieren“ und damit die Lebens-
grundlage der Menschheit sichern. Außer dem Schutz vor der Ausbeutung der
Arbeitskraft benötigen wir den Schutz vor der Ausbeutung der Natur, um
dadurch die Lebensgrundlage, die Lebensfreude und die Gesundheit der
Menschheit auch in der Zukunft zu sichern. Dieser letzte Teil kann allerdings,
wenn er überall auf der Erde wirksam sein soll — und dies ist fachlich notwen-
dig (s. u.) — nur in weltweiter Solidarität verwirklicht werden. Alle Menschen
müssen daran mitwirken, alle müssen sich ökologisch „richtig“ verhalten. (s.
LORENZ 1972). Dies zu erreichen, erfordert viel Informations- und Erziehungs-
arbeit bei der gesamten Bevölkerung der Erde. Es ist außerdem eine schwierige
Jh. Ges, Naturkde. Württ. 138 (1983)