Full text: Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg (Bd. 138, 1983)

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RÜDIGER GERMAN 
Naturkreislauf entzogen. Aber damit nicht genug. Die laufend wachsende 
Bevölkerung der Erde braucht mehr Nahrungsmittel. Diese müssen. teilweise 
aus anderen Ländern herangeholt werden. Deshalb werden z.B. in Ländern 
der 3. Welt bzw. in Ländern, welche bisher zu den Gebieten mit wichtigen 
ökologischen Reserven zählten, immer mehr unersetzliche Biotope einer land- 
wirtschaftlichen Nutzung zugeführt. Das bedeutet, bei intensiver Bewirtschaf- 
tung (mit Düngung), wie beispielsweise in Mitteleuropa, daß die bisher vor- 
handenen natürlichen ökologischen Verhältnisse zerstört werden. Solche 
Ackerflächen sind ökologisch weitgehend tot, da dort. darauf geachtet wird, 
daß alles, was dem Anbau (meist Monokultur) schadet, vernichtet wird. Damit 
vermindern sich die ökologischen Reserveflächen weiter, und die Artenverar- 
mung wird gefördert. Unsere Lebensgrundlagen werden somit nach allen 
Regeln der Ökonomie zerstört, der Ast, auf dem wir sitzen, wird abgesägt. 
Diese Überlegungen zeigen wieder einmal, daß die gegenwärtig — auch von 
Politikern — progagierte Form der Landwirtschaft unökologisch ist und im 
Grunde genommen gegen die Ziele und den Geist der Naturschutzgesetze ver- 
stößt, selbst wenn der Landwirtschaft in diesen Gesetzen umstrittene und öko- 
logisch fragwürdige Vorrechte eingeräumt wurden. 
4. Anthropogene Veränderungen der Landoberfläche 
Der Mensch hat im Zuge seines wirtschaftlichen Tuns (z. B. Rohstoffgewin- 
nung, Baumaßnahmen usw.) die Erdoberfläche geomorphologisch umgestaltet 
(vgl. RATHJENS 1979; GERMAN 1982). Diese Eingriffe haben u.a. auch ökologi- 
sche Folgen und sollten daher auf ein Minimum reduziert werden. Da die gro- 
ßen Veränderungen oft von Planern, Architekten usw. veranlaßt werden, seien 
diese Veränderungen in diesem Zusammenhang genannt, um zukünftig das 
ökologische Bewußtsein zu stärken und vermeidbare Eingriffe zu verhindern. 
Bei den Zerstörungen und Veränderungen der Landoberfläche handelt es 
sich meist um vermeintlich zivilisationsnotwendige Eingriffe, oft um „kultur- 
technische“ Baumaßnahmen. Sie wurden häufig von Bau- und Planungsfachbe- 
hörden ausgearbeitet und von Behörden gestattet, allerdings oft in Unkenntnis 
der ökologischen Auswirkungen und mangels griffiger ökologisch orientierter 
Gesetze oder Bestimmungen. Solche baulichen Eingriffe in die Landschaft wer- 
den vom Verfasser Landschaftsschäden (= Schäden in der Landschaft) genannt, 
wenn sie mit Hilfe des heutigen geoökologischen Wissens landschaftsschonen- 
der bzw. ökologiebewußter durchgeführt werden könnten. Diese und ähnliche 
Probleme sind in GERMAN (1977 b, c, 1979 a, b, 1982), GERMAN und EICHHORST 
(1977 GERMAN und Kıepser (1977) veröffentlicht. Eine noch unvollständige 
erste Auswertung von Landschaftsschäden auf der Fläche von 5 Landkreisen 
veröffentlichte GERMAN (1979 b). Auf die durch Planung entstandenen Schäden 
in Österreich hat Fımı (1970 und 1975) aufmerksam gemacht. Muß sich diese 
Entwicklung in jedem Land wiederholen? 
Auf alle Fälle wird durch diese und viele andere Beispiele deutlich, daß ein 
großer Nachholbedarf an ökologischem Wissen besteht. Gerade bei Planungen 
unserer gesamten Umwelt ist es endlich an der Zeit, daß die ökologischen 
Ih. Ges. Naturkde, Württ. 138 (1983)
	        
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