Full text: Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg (Bd. 138, 1983)

Evolution und Stammesgeschichte der Angiospermen 
Von ULricH Kur, Stuttgart 
Mit 7 Abbildungen und 1 Tabelle 
Dieser Bericht will die neueren Erkenntnisse über die Evolution der Angio- 
spermen darstellen und Forschungsaspekte aufzeigen. Die Auffassung von der 
natürlichen, also phylogenetisch orientierten Gliederung der Angiospermen 
(= Magnoliophytina) hat, wie auch bei anderen Pflanzengruppen, in den letz- 
ten Jahrzehnten einen erheblichen Wandel erfahren. Dies läßt sich leicht aus 
den Darstellungen in den Lehrbüchern entnehmen. Um hier nicht eine Viel- 
zahl von Definitionen aller im Verlauf der Darstellung auftretenden Familien, 
Reihen (= Ordnungen) und Unterklassen wiedergeben zu müssen, wird dazu 
auf die Systematik der Angiospermen im bekannten „Strasburger“ (Lehrbuch 
der Botanik für Hochschulen), bearbeitet von EHRENDORFER (1977), verwiesen. 
Diese Übersicht schließt sich hauptsächlich an die Entwürfe zur systematisch- 
phylogenetischen Gliederung von TAKHTAJAN, CRONQUIST und DAHLGREN an. 
Von diesen Autoren sowie von THORNE und STEBBINs sind im Verlauf des letz- 
ten Jahrzehnts mehrere Versuche zu einer natürlichen Gliederung der Angio- 
spermen publiziert worden: CRONQUIST 1968 und 1981; DAHLGREN 1980 und 
1983 sowie in YounG und SEIGLER 1981; STEBBINS 1974, TAKHTAJAN 1973 und 
1980; THORNE 1976 und in Young und SEIGLER 1981; sowie die Darstellungen 
in Jones und LUCHSINGER 1979. Eine ausführliche moderne Bearbeitung der 
Systematik der Monocotylen haben DAHLGREN und CLIFFORD (1981 a) heraus- 
gegeben. Auf diese Übersichtsarbeiten wird im folgenden Bezug genommen, 
ohne sie in jedem Einzelfall gesondert zu zitieren. 
Grundlagen der Stammesgeschichtsforschung und ihre Anwendung auf 
die Angiospermen 
Die Stammesgeschichtsforschung hat die Aufgabe, die Abstammungsverhält- 
nisse der heute lebenden Arten soweit wie möglich aufzuklären und in Stamm- 
bäumen darzustellen. In die Stammbäume sollen außerdem die bekanntgewor- 
denen Fossilreste aufgenommen werden, soweit ihr Erhaltungszustand eine 
Zuordnung erlaubt. Die phylogenetische Forschung muß aber stets von den 
rezenten Arten ausgehen; Fossilien können nur durch Methoden der verglei- 
chenden Anatomie und Morphologie, also durch das Auffinden von Homolo- 
gien, in das System eingeordnet werden. Das ganze natürliche System ist 
begründet in der Homologieforschung an heute lebenden Arten. Die Aufklä- 
Jh. Ges. Naturkde. Württ. 138 (1983)
	        
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