Nachrufe
Hedwig Hammer
Naturwissenschaftlerin, Pädagogin
Hepwic HAMMER ist am 26. April 1904 als Tochter von Professor Dr. ERNST
RAYHRER und Frau HEDwiG geb. ScHEFoLD in Stuttgart geboren. Ihrer lebhaf-
ten Neigung entsprechend widmete sie sich 1924 dem Studium der Naturwis-
senschaften, biologische Richtung, in Tübingen, mit dem damals weitgespann-
ten Fächerplan. Zoologie war eines der Hauptfächer, Botanik „Nebenfach“,
obwohl die Floristik sie ihr Leben lang besonders fesselte. Ihre Examensarbeit
bei Harms betraf Lingula, eine Form der altertümlichen Brachiopoden. 1929
legte unsere Freundin die beiden Prüfungen für das höhere Lehramt ab. 1932
verheiratete sie sich mit Dr. med. RuDoLr Hammer, Arzt in Weissach. In dieser
Persönlichkeit vereinigte sich biologisches Interesse und die Neigung zum
Beobachten und Sammeln von Tieren und Pflanzen mit ärztlicher Kunst und
Gewissenhaftigkeit — dies war genau das, was auch HEDwIiG zusagte. So war sie
ganz ausgefüllt, auch als Sprechstundenhilfe des Mannes und als Mutter von
drei Töchtern und einem Sohn, die zur Freude der Eltern heranwuchsen. 1939
meldete sich RudoLr zur Wehrmacht, und es war ein tiefer Einbruch in das
Leben der Familie, als er am 28. Februar 1942 bei Charkow fiel (Nachruf hier
97/101; 1949: 51). „Schließt meine Lücke und wirkt — das ist mir das schönste
Gedenken.“ HEovwıiG handelte nach diesem Vermächtnis, wohl bewußt, daß die
Lücke doch immer blieb. Sie trat 1948 wieder in den Schuldienst ein; sie wurde
Oberstudienrätin in ihrer alten Schule, dem Katharinenstift in Stuttgart. 1951
erfolgte der Umzug von Weissach in das Hammerhaus in der Stuttgarter
Hauptmannsreute, 1966 der Eintritt in den Ruhestand. Auch jetzt versäumte
die stets Lernbegierige selten die Vorträge unserer Gesellschaft, obwohl ein
Gelenkleiden zunehmend die Beweglichkeit einschränkte; Kuren in Ragaz hal-
fen nur bedingt. Im Lauf der Jahre erschloß sich ihr auf Reisen die Natur der
Mittelmeerländer, auch Englands und Nordamerikas. Fast regelmäßige Besu-
che galten dem Hammerschen Sommersitz in Matschwiz im Montafon, und
wie zu RuDoLss Zeiten wanderte so manche Alpenpflanze in den Garten der
Hauptmannsreute. Dankbar erinnern sich viele Schülerinnen der begeistert
vermittelten Kenntnisse, nicht zuletzt im oft besuchten Schullandheim St.
Peter-Ording. Ein kleiner Kreis von Tübinger Studiengenossen („Zoologische
Familie“) durfte sich HeowicG besonders verbunden fühlen. RunDoLiF und nun
Heowic Hammer verließen ihn zu früh. Zur Arthrose und zu einem Arm-
bruch kam ein weiteres Leiden, und so verschied HeDwiG unerwartet am 11.
Jh. Ges. Naturkde, Württ. 138 (1983)