Full text: Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg (Bd. 138, 1983)

Abhandlungen 
Die natürlichen Mineralquellen in Cannstatt, 
die frühe Geschichte des Bades und die Familie des 
Cannstatter Oberamtmanns Johann Friedrich Seyffer 
Jon WALTER CARL£, Korntal-Münchingen 
Mit 3 Abbildungen 
Das bisher letzte Ereignis im Bereich des Mineralwasserschatzes in der seit 
römischer Zeit bestehenden Siedlung am Neckarknie, welche seit frühkarolin- 
gischer Zeit den Namen Cannstatt trägt, ist die Erbohrung eines stark minera- 
lisierten Thermalwassers im Jahre 1974 (CArı£ 1975). Dieses unter meiner wis- 
senschaftlichen Leitung erschlossene, für die künftige Erweiterung der Bade- 
kur vorgesehene Wasser wurde aufgrund eines Beschlusses des Gemeinderats 
der Stadt Stuttgart mit dem Namen „Hofrat-Seyffer-Quelle“ belegt. 
Durch diese Benennung wurde die Erinnerung an einen Mann wiederbelebt, 
welcher in der turbulenten Zeit um die Wende des 18. und 19. Jahrhundert die 
Geschicke des Oberamts Cannstatt leitete. Beim Versuch, die Persönlichkeit 
dieses Mannes zu erhellen, ergab sich, daß er einer bedeutenden Familie mit 
hochbegabten Männern angehört, die eine sehr beachtliche Rolle in unserem 
Land und teils auch außerhalb desselben gespielt haben. Da noch nie eine 
zusammenfassende Würdigung dieser Familie versucht wurde, soll dieses Ver- 
säumnis wenigstens in großen Zügen nachgeholt werden. 
Der Hofrat JOHANN FRIEDRICH SEYFFER Steht an der Wende des nur eine örtli- 
che Rolle spielenden Bades zum gerne und viel besuchten Bad Cannstatt im 19. 
Jahrhundert. Zu seiner Zeit versorgte man sich noch aus den alten, natürlichen 
Quelltöpfen in der Talaue des Neckars; damals gab es erst eine einzige Tiefboh- 
rung, die das wertvolle Wasser künstlich erschloß. Dieser Urzustand soll an 
Hand einer zeitgenössischen Karte (Becg. 1900) kurz betrachtet werden, damit 
man die „Rohstoff-Basis“ des damaligen Badebetriebes kennt, auf der sich jahr- 
hundertelang die nur bescheidene Badegeschichte abspielte (GEsnNER 1749). 
Die alten Mineralquellen 
Abbildung 1 
Hier sollen die alten, bis zur Jahrhundertwende 1800 verfügbaren Quellen 
kurz besprochen werden, soweit sie in oder unmittelbar bei der alten, ummau- 
erten Stadt Cannstatt entsprangen. Demnach bleiben zum einen alle weitab 
von Cannstatt zutagetretenden Quellen, wie die von Berg und Stuttgart 
(Hirschbad), und zum anderen alle erbohrten Wässer, mit Ausnahme des Sul- 
zerrainbrunnens, aus der Betrachtung ausgeschlossen. Die modernste Gesamt- 
Jh. Ges. Naturkde. Württ. 138 (1982)
	        
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