Abhandlungen
Die natürlichen Mineralquellen in Cannstatt,
die frühe Geschichte des Bades und die Familie des
Cannstatter Oberamtmanns Johann Friedrich Seyffer
Jon WALTER CARL£, Korntal-Münchingen
Mit 3 Abbildungen
Das bisher letzte Ereignis im Bereich des Mineralwasserschatzes in der seit
römischer Zeit bestehenden Siedlung am Neckarknie, welche seit frühkarolin-
gischer Zeit den Namen Cannstatt trägt, ist die Erbohrung eines stark minera-
lisierten Thermalwassers im Jahre 1974 (CArı£ 1975). Dieses unter meiner wis-
senschaftlichen Leitung erschlossene, für die künftige Erweiterung der Bade-
kur vorgesehene Wasser wurde aufgrund eines Beschlusses des Gemeinderats
der Stadt Stuttgart mit dem Namen „Hofrat-Seyffer-Quelle“ belegt.
Durch diese Benennung wurde die Erinnerung an einen Mann wiederbelebt,
welcher in der turbulenten Zeit um die Wende des 18. und 19. Jahrhundert die
Geschicke des Oberamts Cannstatt leitete. Beim Versuch, die Persönlichkeit
dieses Mannes zu erhellen, ergab sich, daß er einer bedeutenden Familie mit
hochbegabten Männern angehört, die eine sehr beachtliche Rolle in unserem
Land und teils auch außerhalb desselben gespielt haben. Da noch nie eine
zusammenfassende Würdigung dieser Familie versucht wurde, soll dieses Ver-
säumnis wenigstens in großen Zügen nachgeholt werden.
Der Hofrat JOHANN FRIEDRICH SEYFFER Steht an der Wende des nur eine örtli-
che Rolle spielenden Bades zum gerne und viel besuchten Bad Cannstatt im 19.
Jahrhundert. Zu seiner Zeit versorgte man sich noch aus den alten, natürlichen
Quelltöpfen in der Talaue des Neckars; damals gab es erst eine einzige Tiefboh-
rung, die das wertvolle Wasser künstlich erschloß. Dieser Urzustand soll an
Hand einer zeitgenössischen Karte (Becg. 1900) kurz betrachtet werden, damit
man die „Rohstoff-Basis“ des damaligen Badebetriebes kennt, auf der sich jahr-
hundertelang die nur bescheidene Badegeschichte abspielte (GEsnNER 1749).
Die alten Mineralquellen
Abbildung 1
Hier sollen die alten, bis zur Jahrhundertwende 1800 verfügbaren Quellen
kurz besprochen werden, soweit sie in oder unmittelbar bei der alten, ummau-
erten Stadt Cannstatt entsprangen. Demnach bleiben zum einen alle weitab
von Cannstatt zutagetretenden Quellen, wie die von Berg und Stuttgart
(Hirschbad), und zum anderen alle erbohrten Wässer, mit Ausnahme des Sul-
zerrainbrunnens, aus der Betrachtung ausgeschlossen. Die modernste Gesamt-
Jh. Ges. Naturkde. Württ. 138 (1982)