Geologie in der Antarktis, Beispiel Victorialand
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Abb. 8: Hubschrauber (Hughes 500) beim Geländeeinsatz: Landung und Probenahme
auf einem schmalen Grat aus Granodiorit in der nordöstlichen Lanterman-Range (24.
Dezember 1982).
Übersichtsarbeiten dienten ausschließlich 4 kleine drei- bis viersitzige Hub-
schrauber (Hughes 500) als Fortbewegungsmittel (Abb. 8). Für detaillierte Ar-
beiten, z.B. Profilaufnahmen, wurde man ins Gelände geflogen und arbeitete
den Tag über zu Fuß, bei Wegstrecken über Gletscher und Schneefelder natür-
lich am Seil (Abb. 9). Dem Schutz gegen Wind und Kälte diente dabei wind-
dichte Daunen-Nylon-Kleidung; schwere Dreifachbergschuhe sorgten für Si-
cherheit im Fels, mit Steigeisen versehen im Eis — und für warme Füße!
Besondere Schwierigkeiten bereitete in Nordvictorialand die Aufnahme sedi-
mentologischer, tektonischer und gefügekundlicher Meßwerte mit dem Geolo-
genkompaß. Da der magnetische Südpol nur rund 1500 km westlich von Kap
Adare vor der Antarktisküste, d.h. bis 800 km nördlicher (!) als die GANOV-
EX-Arbeitsgebiete liegt, ist zum einen bei der außerordentlich starken Inklina-
tion die magnetische Horizontalkomponente sehr schwach, zum andern die
Mißweisung je nach Standort zwischen 90° und 120° variierend! Zuverlässige
Messungen waren daher außer durch Geduld nur dadurch zu gewinnen, daß
der Kompaß für jeden engeren Meßbereich (etwa einen Bergrücken) mit Hilfe
eines selbstkonstruierten Sonnenkompasses neu geeicht wurde (Abb. 10).
Der gesamte logistische Aufwand der GANOVEX-Expeditionen mußte zu-
nächst möglichst kostengünstig geplant und schließlich möglichst effektiv ein-
gesetzt werden. Deshalb gehörte zu allen GANOVEX-Unternehmen — außer
den 8 bis 15 Wissenschaftlern, drei Bergführern, einem Arzt und der Heli-
Crew — als „Exkursionsmutter“ ein Logistiker mit einem technischen Assi-
stenten.
{h. Ges. Naturkde. Württ. 139 (1984)