Beitrag zur Saltatorienfauna des Goldersbachtals
Yon Sı8yYLLE LANTOW und PETER DerTzeL, Stuttgart
Mit 1 Abbildung
Zusammenfassung
Die Arbeit gibt einen qualitativen Überblick über die Saltatorien-Fauna des Gol-
dersbachtals bei Tübingen/Bebenhausen unter Berücksichtigung der verschiedenen
Wiesentypen.
Es wurde eine Bindung der verschiedenen Heuschrecken an eine bestimmte Biotop-
struktur und an bestimmte Mikroklima-Faktoren festgestellt.
Die gefangenen, präparierten und bestimmten Tiere sind in die Orthopteren-Samm-
lung des Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart eingegliedert worden.
1. Einleitung
Die Verbreitung der Heuschrecken und ihre Bindung an spezifische Lebens-
räume ist durch ein Zusammenwirken verschiedener Faktoren bedingt (In-
GRISCH, 1981). Einerseits wird das Mikroklima (JAKOvLEv, 1959; KALTENBACH,
1963; SCHMIDT und BÜüHL, 1970), andererseits die Struktur des Pflanzenbewuch-
ses (NAGY, 1947; PRouTEAU und ROBERT, 1973; SÄNGER, 1977) bei verschiede-
nen Autoren als ausschlaggebend für eine kleinräumige Verteilung der Arten
angesehen.
Im Rahmen kleinerer Exkursionen ins Goldersbachtal bei Tübingen/Beben-
hausen wurden ausschließlich Heuschrecken gesammelt. Es sollte versucht
werden, das Vorkommen der Heuschrecken-Arten in verschiedenen Wiesenty-
pen zu ermitteln. Infolge der wenigen uns zur Verfügung stehenden Zeit wur-
de nur eine qualitative Untersuchung durchgeführt.
Es ist von der Stadt Tübingen geplant, den Goldersbach ab der ersten von uns unter-
suchten Wiese aufzustauen. Doch auch dieses Tal gehört mit zum Landschaftsschutzge-
biet des Schönbuchs.
Die reichlichen Regenfälle im Frühjahr und Herbst und die Schmelzwasser führen zu
regelmäßigen Überschwemmungen und zur Grundwasseranhebung am Unterlauf des
Goldersbachs, der durch Tübingen-Lustnau fließt.
Das geplante Rückhaltebecken würde aber das ganze vordere Goldersbachtal bis zum
Geschlossenen Brunnen unter Wasser setzen, Somit würde die Lebensgrundlage für vie-
le Kleinlebewesen entzogen werden. Die von uns untersuchte Gruppe der Heuschrek-
ken wäre von diesem Umstand besonders getroffen, da sie durch ihre Standortstreue
nicht wegwandern, sondern vernichtet werden würden.
Jh. Ges. Naturkde, Württ. 139 (1984)