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GEORG KLEINSCHMIDT
Abb. 13: Molybdänerz (Molybdänit, MoS2), Rosetten in Gangquarz aus dem Everett-
massiv nahe der Lillie-Marleen-Hütte. Leg. St. ENGEL.
Aufgrund der plattentektonischen Ergebnisse der letzten 20 Jahre kann heu-
te die u. a. bereits von ALFRED WEGENER konzipierte Idee, daß die Südkontinen-
te Südamerika, Afrika, Indien, Australien und die Antarktis einst den Super-
kontinent Gondwana bildeten und später auseinanderdrifteten, als gesichert
gelten. Schwierigkeiten bereitet lediglich die exakte Rekonstruktion des „Puzz-
les Gondwana“. Da die Antarktis das Herzstück dieses zerfallenen Großkonti-
nents darstellte (Abb. 15), setzen viele internationale Großprojekte zur Auflö-
sung dieses Puzzles in der Antarktis an. Die in der Abb. 15 wiedergegebene,
bekannte Rekonstruktion von CRADDOCK (1970, 1982) stützt sich auf den Ver-
lauf verschiedener Faltengebirgszüge, deren Existenz aber gerade in der Ant-
arktis keineswegs als gesichert gelten kann.
Auch die bisherigen und zukünftigen GANOVEX-Unternehmungen haben
als Hauptziel die exakte Gondwana-Rekonstruktion im Auge, und zwar spe-
ziell die frühere Lage von Australien zur Antarktis. Die GANOVEX-Mitar-
beiter versuchen dies mit Hilfe verschiedener Methoden: Bei Sedimentgestei-
nen sucht man nach vergleichbaren Lithologien, Faziesräumen und Strö-
mungsrichtungen; der Chemismus von. magmatischen Gesteinen und ihren
Aufarbeitungsprodukten wird verglichen; man versucht ähnlich CrRADDocK
Faltengebirgsstrukturen über den südindischen Ozean hinwegzuverbinden;
man fahndet nach bestimmten Typen der Gesteinsmetamorphose auf beiden
Kontinenten; man versucht die Vergleichbarkeit der genannten Parameter al-
tersmäßig abzusichern, womöglich durch Fossilfunde, meist durch radiometri-
sche Datierungen.
Alle diese Teilprojekte haben gute Aussicht auf Erfolg, obwohl die Südküste
Australiens von der Nordküste der Antarktis heute knapp 4000 km entfernt ist
(Abb. 16). Noch im Paläozän aber war Australien mit der Antarktis verbun-
Ih. Ges. Naturkde. Württ. 139 (1984)