Full text: Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg (Bd. 141, 1986)

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ULRICH KuLL 
Gattung Argyroxiphium und auf den Kanaren einige Arten der Gattung 
Echium (COTTON 1943; HEDBERG 1964). 
Bevor wir auf die ökologischen Anpassungen der Dendrosenecien und Rie- 
senlobelien eingehen, soll hier kurz die Systematik von Dendrosenecio und ihre 
etwas verwirrende Geschichte Erwähnung finden (HAUMAN 1935; HEDBERG 
1957; MABBERLEY 1973). Als erste Baumsenecien-Art wurde aus dem oberen 
Bergwald des Kilimandjaro im Jahr 1887 Senecio johnstonii von OLIVER be- 
schrieben und anfänglich wurden alle Dendrosenecien unter diesem Namen 
zusammengefaßt. Genauere Untersuchungen zeigten Unterschiede zwischen 
den Pflanzen der verschiedenen Gebirge und auch bei solchen unterschiedli- 
cher Höhenbereiche am gleichen Bergmassiv. So wurden nach 1920 zahlreiche 
neue Arten beschrieben. Vom Kilimandjaro wurde eine Gebirgsform S. kili- 
manjari 1922 durch MıLDBRAED bekannt gemacht und 1930 durch CoTTON eine 
weitere Gebirgsform gesammelt, die S. cottonii HUuTcH. et TAyLor benannt 
wurde. Die Bezeichnung S. johnstonii war somit auf die vorwiegend. um 
3 000 m vorkommende Bergwald-Form beschränkt. Da in den Standardwerken 
Abbildungen der Gebirgsformen mit dem alten Namen S. johnstonii versehen 
waren (z. B. ENnGLer, Pflanzenwelt Afrikas I, Tafel 18; von dort übernommen 
in WerrtsteEn, Handbuch der systematischen Botanik; ferner TOBLER-WOLFF u. 
TozıEr, Tafel 18 a + b) führte dies mehrfach zu Verwirrungen. Die Merkmale 
der verschiedenen Arten sind bei HAUMAN (1935) und HEDBERG (1969) aufgeli- 
stet. Eine Neubearbeitung durch MAsBBERLEY (1973) hat nun gezeigt, daß es zwi- 
schen verschiedenen Dendrosenecio-Arten fließende Übergänge gibt und eine 
klare Abtrennung einer so großen Artenzahl nicht möglich ist. MABBERLEY un- 
terscheidet daher nur drei Arten: Senecio johnstonii, S. keniodendron und S. 
brassica. Am Kilimandjaro findet man S. johnstonii ssp. johnstonii, wozu auch 
die als S. kılimanjari beschriebenen Formen als Ökotypen gehören, und S. john- 
stonii ssp. cottonii. Die erstgenannte Unterart hat in der Regel dünnere Stämme 
und verzweigt sich mehr bogig. Die Blätter verschmälern sich zumeist allmäh- 
lich in den Stiel. Die Blütenköpfe besitzen große (1,3 — 2 cm lange) Strahlblüten 
und bis zu 100 Röhrenblüten. Der Höhenbereich beträgt 2450-—ca. 4000 m. 
Die Unterart cottonii besitzt dickere Stämme und gedrungenere Blattrosetten 
und ist weniger verzweigt. Die Blattspreite ist an der Basis abgerundet bis herz- 
förmig. Die Blütenköpfe besitzen etwa 150 Röhrenblüten und kleine (bis 1cm 
lange) zurückgebogene Strahlblüten. Die Blätter sind unterseits stärker behaart 
als bei der ssp. johnstonii. Als Höhenbereich wird 3700—ca. 4500 m angege- 
ben. 
Die Dendrosenecien wachsen sehr langsam (HAUMAN 1935; ScHÜz 1958; 
HEDBERG 1969 a). Genauere Untersuchungen hierzu wurden von Becx et al. 
(1980, 1984) und SmiTH und Youne (1982) bei Senecio keniodendron am Mt. 
Kenya durchgeführt. Unverzweigte Pflanzen produzieren im Jahr etwa 50 
Blätter und zeigen ein jährliches Längenwachstum der Achse von etwa 3 cm. 
Das mittlere Alter unverzweigter Stämme lag bei etwa 35 Jahren. Nach der Bil- 
dung eines Blütenstandes verzweigt sich der Sproß; danach ist das Sproßwachs- 
tum anfänglich auf bis über 5cm jährlich gesteigert, nimmt aber dann wieder 
ab. Diese Zahlen sind nur mit Vorsicht auf den Kilimandjaro zu übertragen, da 
die Blüte, der stets eine Verzweigung folgt, stark von den klimatischen Bedin- 
{h. Ges. Naturkde. Württ. 141 (1986)
	        
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