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OSKAR SEBALD
Württemberg. Nur durch diese Aufkäufe von Grundstücken war es überhaupt
möglich, einen Teil der Magerwiesen bis in die jetzige Zeit hinüberzuretten.
Die privaten Parzellen haben trotz gewisser Auflagen hinsichtlich Düngung
und Bewirtschaftung den Charakter als Magerwiesen im Laufe der Zeit weitge-
hend verloren. Sie sind aber immer noch artenreicher und botanisch interes-
santer als die meisten Mähwiesen außerhalb des Naturschutzgebiets.
In der Nachkriegszeit wurde nach einem Bericht von HAuGc (1950: 143) „mit-
ten im Irndorfer Hardt“ von einem Bauern aus Schwenningen ein Acker ange-
legt. Hauc verlangte damals beim Bürgermeisteramt in Irndorf die Herstel-
lung des alten Zustands, was offenbar auch bald erfolgt sein muß. Aber noch
heute fällt eine Parzelle durch besonders eintönigen Bewuchs mit vorherr-
schendem Rotschwingel (Festuca rubra) auf, bei der es sich wohl um die damals
umgebrochene Parzelle handeln dürfte.
Während in früheren Jahrzehnten die Gesellschaft für Naturkunde wenig-
stens einen Teil ihrer Parzellen immer noch an Landwirte verpachten konnte,
ließ die Bereitschaft zur selbst unentgeltlichen Bewirtschaftung in den 60er und
70er Jahren zunehmend nach und es bestand die Gefahr, daß immer größere
Teile des Irndorfer Hardts in Sukzessionsstadien übergingen, die letztlich zur
Bewaldung führen mußten. Dadurch war die einzigartige Flora der Magerwie-
sen des Irndorfer Hardts mit ihren vielen Seltenheiten stark gefährdet. Dank der
finanziellen Unterstützung durch die zuständige Bezirksstelle für Naturschutz
and Landschaftspflege in Freiburg konnte jedoch Ende der 70er Jahre eine plan-
mäßige Pflege in Zusammenarbeit mit den örtlichen Naturschutzstellen und
Naturschutzverbänden in die Wege geleitet werden. Gegen Bezahlung von Mäh-
geldern wurde die Bewirtschaftung der Magerwiesen sichergestellt. Auch das
Auslichten und Entfernen unerwünschten Gehölzaufwuchses konnte in An-
griff genommen werden. Alle diese. Maßnahmen erfolgen seither nach von der
Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege in Freiburg erstellten Pfle-
geplänen, die im dreijährigen Turnus auf den neuesten Stand gebracht werden.
Im Rahmen dieser Pflegemaßnahmen schien es wünschenswert, an konkre-
ten Punkten die Entwicklung und eventuelle Veränderung des Pflanzenbestan-
des in den verschiedenen Pflegetypen zu kontrollieren. Die sicherste Methode
dazu ist die wiederholte Aufnahme von genau markierten Dauerbeobachtungs-
flächen. So wurden im Sommer 1980 insgesamt 13 Dauerbeobachtungsflächen
angelegt. Über die Ergebnisse der Beobachtungen von 1980 bis 1990 soll hier
berichtet werden.
Die Durchführung dieser Untersuchungen wurde durch die Gewährung einer
Zuwendung vom damaligen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Um-
welt und Forsten, später vom Ministerium für Umwelt in dankenswerter Weise
unterstützt. Herr MAx MArRQuarTt, Sigmaringen, war mir in den ganzen 11 Jah-
ren eine zuverlässige Hilfe bei den Geländearbeiten und überwachte die Flächen
und ihre Markierungen auch außerhalb der eigentlichen Aufnahmezeit.
2. Zur Geschichte des Naturschutzgebiets
Das weit von den nächsten Ortschaften gelegene Irndorfer Hardt war wohl
ursprünglich ein aufgelichteter Weidewald, der zur Allmende der Gemeinde
Jh. Ges. Naturkde. Württ. 147 (1992)