a
URSULA LAUXMANN
her berühmtesten Fundort bei Nattheim zur Verfügung. Mitte bis Ende des
19. Jahrhunderts (1852, 1858, 1881) bearbeitete QUENSTEDT die oberjurassi-
schen Korallen von Württemberg. Er kannte bereits zahlreiche weitere Vor-
kommen. Neben QuenstepTt beschrieben auch BECKER u. MILASCHEWITSCH
(1875-76) die hiesigen Korallen des Oberjuras, wobei sich diese Autoren aber
wieder auf das Nattheimer Vorkommen beschränkten. Eine Neubearbeitung
der Korallenfauna aus dem Weißjura Zeta von Württemberg führte GEYER
1954 durch. Der Schwerpunkt dieser Arbeit lag auf der systematischen Bear-
beitung, wobei er eine Koordinierung der Arbeiten von QUEnsTEDT und
BECKER u. MILASCHEWITSCH mit den neueren Systematiken z.B. von VAUGHAN
u. Weis (1943) durchführte.
In den letzten Jahren wurden durch das Staatliche Museum für Naturkunde
in Stuttgart (SMNS) umfangreiche Neuaufsammlungen durchgeführt und es
erschien eine erneute Revision der oberjurassischen Korallen von Württem-
berg sinnvoll und notwendig. Zudem hat sich seit der Bearbeitung dieser
Fauna durch Geyer (1954) in der europäischen Korallenliteratur sehr viel
Neues hinsichtlich der systematischen Einteilung ergeben.
Es bestand bei der Durchführung der Arbeit das Bestreben, anhand typischer
Merkmale und Merkmalskombinationen die Korallen zu gleichen Arten zu-
sammenzufassen, wobei Merkmale, die nur Ausdruck unterschiedlicher ökolo-
gischer Bedingungen oder verschiedener Altersstadien sind, wie z.B. Wuchs-
form, Zahl der Septen und Costae, sowie Größe des Kelches, nicht allein zur
Artabgrenzung herangezogen wurden.
Außerdem wurde: versucht, zwischen der typologistischen und der popula-
tionistischen Methode einen Mittelweg zu finden, also zwischen den beiden ex-
tremen Auffassungen hinsichtlich der Definition und Abgrenzung der Arten.
Über die Problematik dieser Auffassungen berichteten bereits LAMBELET
(1968), ROSENDAHL (1985), LATHUILIERE (1988) und Prınz (1989). Unbestritten
bleibt sicher, daß jede Systematik, gleich welcher Auffassung man sich stärker
anschließt, immer bis zu einem gewissen Grad subjektiv bleiben muß.
Die bereits erwähnten zahlreichen neueren Arbeiten, die vor allem von fran-
zösischen, polnischen, jugoslawischen und tschechischen Autoren durchge-
führt. wurden, beruhen zum großen Teil auf Dünnschliff-Untersuchungen, da
diesen Bearbeitern in der Regel kalkig erhaltene Korallen zur Verfügung stan-
den. Einige Versuche, ebenfalls Dünnschliffe für Vergleichszwecke herzustel-
len, unterließ ich wieder, da dadurch für die verkieselten Korallen aus Würt-
temberg keine zusätzlichen Informationen geliefert wurden. In unserem Fall
sind in den nicht verkieselten Bereichen der Korallen, vor allem in den Zentren
größerer, massiger Stöcke die Skelettelemente im Schliff zwar deutlich erkenn-
bar, da sie aber meist aus neomorphem Sparit bestehen, läßt sich über ihre pri-
mären Internstrukturen nichts aussagen. Aufgrund der erwähnten diageneti-
schen Veränderungen können die auf Dünnschliffen bzw. die auf
Mikrostrukturen beruhenden Korallenbeschreibungen oben erwähnter Auto-
ren nur teilweise auf die sekundär verkieselten Korallen von Württemberg
übertragen werden.
Die Problematik bei Merkmalsuntersuchungen anhand von Dünnschliffen
bringt LATHUILIERE zum Ausdruck, der 1988 in Frankreich 2 Populationen an-
Ih. Ges. Naturkde. Württ. 147 (1992)