_ Jh. Ges. Naturkde. Württemberg | 147. Jahrgang | Stuttgart, 15. Dezember 1992
Spinnen aus dem Stadtgebiet von Stuttgart
Von FRANZ RENNER, Bad Wurzach und Joser KıecHLe, Singen
Mit 6 Tabellen
1. Einleitung
Zur Spinnenfauna aus dem Siedlungsbereich des Menschen liegen bisher nur
wenige systematische Untersuchungen vor, die sich im einzelnen mit sehr un-
terschiedlichen Habitaten beschäftigen: BROEn (1977), Berlin — xerothermes
Kulturbiotop; Hemer (1978), Altenburg — Garten; KLAUSNITZER et al. (1980),
Leipzig — Kiesflachdach; KosLowsz1 et al. (1980), Leipzig — Grünanlagen;
MÜLLER (1986), Brandoberndorf (Mittelhessen) — Kulturrasenfläche; RENNER
und TTRAUTNER (1987), Granheim (Schwäbische Alb) — dörflicher Nutzgarten;
SCHAEFER (1973), Kiel — Stadtpark; SCHULTE et al. (1989), Bad Godesberg —
städtische Böden; THALER et al. (1990), Innsbruck — Vorstadtgarten. Diese we-
nigen Arbeiten belegen unseren vergleichsweise niedrigen Kenntnisstand über
Arteninventar und Vergesellschaftung von Spinnen städtischer Lebensräume.
Für Baden-Württemberg liegen bislang zu diesem Thema noch keine umfassen-
deren Untersuchungen vor. In der Literatur finden sich aus dem Stadtgebiet
von Stuttgart nur Einzelhinweise zu insgesamt 9 Arten (BÖSEnNBERG 1903, Day
1937, WıEHLE 1937, 1960, vgl. Tab. 6).
Innerstädtische Lebensräume unterscheiden sich von solchen der offenen
Kulturlandschaft vor allem durch besondere (mikro-)klimatische Verhältnisse,
spezifische strukturelle Ausstattung und eine starke anthropogen bedingte
Dynamik. Selbst Elemente wie Grünflächen, Gehölze und Parkanlagen, die in
ihrem Aufbau entsprechenden Beständen von Freiflächen sehr ähnlich sind,
unterliegen einer Reihe stadttypischer Streßfaktoren. Neben verkehrsbeding-
ten Belastungen sind es meist hohe Pflegeintensität und starker Naherholungs-
druck durch die Bevölkerung, die auf solche Flächen einwirken.
Im folgenden werden Ergebnisse von Aufsammlungen aus dem Stadtgebiet
von Stuttgart vorgestellt. Sie wurden in den Jahren 1990 und 1991 durchge-
führt. Die Schwerpunkte lagen dabei im Bereich verschiedener Grünflächen.
Um das Bild abzurunden werden ergänzend einige Arten aufgeführt, die bei ge-
legentlichen Handaufsammlungen oder bei der Auswertung von Beifängen in
der Zeit von 1986— 1990 ermittelt wurden. Damit soll ein erster — wenn auch
unvollständiger — Überblick über die Spinnenfauna der Stadt Stuttgart gege-
ben werden (Tab. 6).
Ih..Ges_Naturkde. Wirtr 147 (1992)