Full text: Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg (Bd. 147, 1992)

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CHRISTIAN RÖHN 
1. Einleitung 
Nachdem die beiden mitteleuropäischen Quelljungfernarten jahrelang in der 
Literatur wenig Beachtung fanden, standen sie in den letzten Jahren im Mittel- 
punkt einer Reihe von Arbeiten, die unsere Kenntnis ihrer Biologie und Oko- 
logie beträchtlich erweiterten (BLANKE 1984, BUCHWALD 1986 und 1988, Dom- 
BROWSKI 1989, DONATH 1987 und 1989, FRÄNZEL 1985, GERKEN 1982, OrTT 1988, 
SALOWSKY 1989). 
Einige Hinweise zu Gebieten mit syntopen Vorkommen beider Arten fin- 
den sich erstmals bei FRÄNzEL (1985) und BucHwALD (1986 und 1988). PATRE- 
ZICH (1990) gibt eine kurze Beschreibung von vier syntopen Vorkommen in 
Waldquellbächen des Lahn-Dill-Gebiets. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit 
wurden im Verlauf des Jahres 1990 drei südwestdeutsche Gewässer untersucht, 
in denen sowohl Larven von Cordulegaster boltoni als auch von C. bidentatus 
zu finden waren. Hierbei standen insbesondere Fragen zur Einnischung beider 
Arten, zu den für ihr Vorkommen maßgeblichen Biotopstrukturen sowie zum 
Aufbau der Larvenkolonie im Vordergrund. 
2. Verbreitung von Cordulegaster boltoni und C. bidentatus in Baden- 
Württemberg 
Nach BucHwaLD et al. (1990) sind in Baden-Württemberg bisher 272 Fund- 
punkte von C. boltoni sowie 79 von C. bidentatus bekannt. Hierbei ist aller- 
dings zu berücksichtigen, daß bei diesem Kartierungsprogramm schon eine Be- 
obachtung von zwei Imagines zu einem Eintrag auf den Verbreitungskarten 
führt. Es ist somit durchaus möglich, daß die Arten nicht an allen angegebenen 
Fundpunkten auch tatsächlich bodenständig sind. Die Schwerpunkte der bis- 
her bekannten Vorkommen liegen für beide Arten zum einen im Schwarzwald 
und dessen westlicher Vorbergzone, zum anderen im Bodenseegebiet und im 
südlichen Oberschwaben, für C. boltoni außerdem noch im Oberrheingraben. 
Neben sieben Funden von C. boltoni im Bereich Welzheimer Wald/Löwen- 
steiner Berge und drei Nachweisen von C. bidentatus im Raum Tübingen — He- 
chingen existiert für beide Arten je ein isolierter Fundpunkt in der Umgebung 
von Geislingen (Steige). 
Schon im Juli 1989 wurde ein totes Männchen von C. boltoni bei Weilheim 
südwestlich von Tübingen gefunden (WıesMATH, mdl. Mitt.). Im Verlauf der 
vorliegenden Untersuchungen konnte nun im Waldgebiet des Rammert süd- 
westlich von Tübingen ein Larvalbiotop dieser Art entdeckt werden. Die näch- 
sten bekannten Fundpunkte liegen 40-50 km entfernt im Nordschwarzwald, 
östlich von Stuttgart und bei Geislingen (Steige). Nach Süden hin findet sich 
die Art erst wieder jenseits der Schwäbischen Alb. 
Im Rahmen von Vorarbeiten wurden im Raum Tübingen sechs Waldquell- 
bäche auf Larven von C. bidentatus untersucht. Fünf dieser Bäche befinden sich 
im Rammert, der sechste nahe dem Tübinger Stadtteil Hagelloch am Südrand 
des Schönbuchs. Alle sechs Bäche erwiesen sich als besiedelt, z.'T. mit recht 
großen. Larvenkolonien. Aufgrund dieser Befunde erscheint die Vermutung 
nicht abwegig, daß C. bidentatus noch in vielen Quellbächen der Laub- und 
Jh. Ges. Naturkde. Württ. 147 (1992)
	        
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