8 Jh. Ges. Naturkde. Württemberg | 147. Jahrgang | Stuttgart, 15. Dezember 1992 -
Marie-Luise Gönnenwein
Wenige Wochen vor ihrem 90. Geburtstag verstarb nach langer Leidenszeit
am 25, November 1991 in Schwäbisch Hall Oberstudienrätin i. R. Dr. Marır-
LuIseE GÖNNENWEIN. Als engagierte Lehrerin, vor allem für das Fach Geogra-
phie, und noch mehr als Mensch ist sie über Jahrzehnte Vorbild für eine große
Zahl von Schülerinnen gewesen und hat dadurch wohl manche davon auch
zum Studium der Geographie oder der Naturwissenschaften veranlaßt.
Marız-Lurse KLARA GÖNNENWEIN wurde am 3. Januar 1902 in Abstatt bei
Heilbronn als Tochter des Volksschullehrers JAakKoB GÖNNENWEIN (1863 — 1925)
und seiner Ehefrau Sorıe, geb. GAUSSER (1865-1926) geboren. Mehrere Ge-
schwister starben schon im Kindesalter und auch Marız-Luise war als Kind
häufig krank. Gesundheitliche Probleme begleiteten sie lebenslang. Ihr älterer
Bruder KOonraD GÖNNENWEIN (1894—1973) wurde ebenfalls Lehrer im Höhe-
ren Schuldienst Württembergs; er unterrichtete lange Jahre bis zum Eintritt in
den Ruhestand in Böblingen Mathematik und Physik.
Nachdem der Vater nach Burgstall bei Marbach versetzt worden war, be-
suchte MArız-LuIsE GÖNNENWEIN dort die Grundschule und anschließend die
Realschule in Backnang, von der sie 1916 mit der „Einjährigen-Prüfung“, wie
damals die Mittlere Reife genannt wurde, abging. Infolge der Situation wäh-
rend des ersten Weltkriegs konnte sich zunächst der geplante Besuch einer zum
Abitur führenden Oberrealschule nicht anschließen. Im Jahr 1918 wurde sie
dann aber in die Oberstufe der Wilhelms-Oberrealschule in Stuttgart aufge-
nommen und nach teilweisem Überspringen von Klassen — das ihre Begabung
erkennen läßt — legte sie dort im Sommer 1920 die Reifeprüfung ab. Im
Herbst desselben Jahres begann sie mit dem Studium an der Universität Tübin-
gen; die Studienrichtung lag für sie von Anfang an fest: Naturwissenschaften
mit den Schwerpunkten Geographie, Geologie und Biologie. Da es für Frauen
nach dem Studium damals kaum andere Berufsmöglichkeiten gab, war auch die
Ausrichtung auf das Höhere Lehramt vorgegeben. Allerdings war MArız-LuIisE
GÖNNENWEIN immer wieder im Verlauf des Studiums und noch danach von
Zweifeln geplagt, ob ihre pädagogischen Fähigkeiten dem Beruf Genüge täten.
Das Studium in Tübingen wurde durch eine kürzere Studienzeit in München
unterbrochen. Von ihren akademischen Lehrern haben bei ihr — nach Gesprä-
chen in den sechziger Jahren zu urteilen — besonders HENNIG, RUHLAND,
OEgEHLKERS und BLOCHMANN bleibenden Eindruck hinterlassen. Die wissen-
schaftliche Zulassungsarbeit erarbeitete MARıE-LursE GÖNNENWEIN bei C.
Umuc in Tübingen über das Thema „Über die Flußdichte in Württemberg“,
Im Jahr 1924 erkrankten beide Eltern schwer, so daß MARIıE-LuIsE GÖNNEN-
WEIN einige Monate zuhause verbringen und deshalb die Wissenschaftliche
Dienstprüfung verschieben mußte. Sie legte diese im Frühjahr 1925 mit sehr
guten Noten ab; wenige Wochen danach starb ihr Vater. Im Sommer 1925 be-
Jh. Ges. Naturkde, Württ. 147 (1992)