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HELLMAR WEBER
teiligt — beides Aufgaben, die eine Beschäftigung mit dem Lettenkeuper unum-
gänglich machten. Wir gliedern und diskutieren hier zwei Profile aus dem
Bühlertal, die in den Erläuterungen zu Atlasblatt Ellwangen der Geognosti-
schen Specialkarte von Württemberg abgedruckt sind. Dieses Atlasblatt wurde
von Henrich Bacy (1813-1870) im Jahre 1867 aufgenommen und von O.
FrAas (1872) beschrieben.
VorerT hatte zu Beginn des 19.. Jahrhunderts den Begriff Lettenkohle (heute
als Lettenkeuper oder Unterer Keuper bezeichnet) in die Stratigraphie einge-
führt und die Lettenkohle zum Muschelkalk gestellt. ALBErRTI (1826: 90 ff.) folg-
te zunächst diesem Vorgehen. Aber schon in seinem klassischen Werk „Beitrag
zu einer Monographie des Bunten Sandsteins, Muschelkalk und Keupers, und
die Verbindung dieser Gebilde zu einer Formation“ ordnete ALBERTI (1834) die
Lettenkohle dem Keuper zu. QUENSTEDT dagegen schlug im 9 Jahre später er-
schienenen Werk „Das Flözgebirge Würtembergs. Mit besonderer Rücksicht
auf den Jura“ die Lettenkohlengruppe dem Muschelkalk zu und hielt Zeit sei-
nes Lebens daran fest (QUENSTEDT 1843 und 1880; vgl. Zırte. 1899: 615£f. und
Weser 1991). O. Fraas versuchte einen Mittelweg einzuschlagen, indem er die
„Lettenkohlgruppe als Decke des Muschelkalks im ganzer Unterlande“ als ei-
genständige „Gruppe“ behandelte: „Wegen einzelner erdiger Kohlenlager
nannte Voir dieses Gebirge ‚Lettenkohle‘, das man bald zum Keuper, bald
zum Muschelkalk beizog, das jedoch zugleich mit den sogenannten Muschel-
kalk-Dolomiten eine so ausgesprochene, selbstständige Gliederung zeigt und
zugleich für die ganze Oberfläche-Beschaffenheit des Landes von solcher
Wichtigkeit ist, daß es als eine für sich bestehende Gruppe in Betracht gezogen
wird“ (O. FraAs 1963: 225).
Tab. 1 faßt das von O. Fraas (1863: 225—227) entworfene Bild des Letten-
keupers zusammen. Bei der Festlegung der Muschelkalk-Lettenkeuper-Grenze
ließ sich O. Fraas von der dolomitischen Ausbildung der Muschelkalkgesteine
im südlichen Württemberg leiten und damit manchmal irreleiten. Die in Tab. 1
angesprochenen Dolomite (1) stellen am oberen Neckar den Trigonodus-Dolo-
mit des Oberen Muschelkalks, in der Gegend von Hall aber die Dolomitbänke
des untersten Lettenkeupers (Untere Dolomite und Blaubank) dar (wobei die
Beschreibung des Fossilinhaltes nicht mehr paßt). Da der 7rigonodus-Dolomit
im. Hohenlohischen fehlt, liegt die Muschelkalk-Lettenkeuper-Grenze hier
trotzdem meist richtig (eine Ausnahme bildet allerdings das unten behandelte
Profil 3, Tab. 3): „Den Schluß der [Muschelkalk-]Gruppe bildet ein theilweise
sehr reiches Knochenbett (Crailsheim)“ (O. Fraas 1863: 224). Wenn O. FraAs
die Fundschicht der Gaildorfer Mastodonsaurier ins Hangende des Hauptsand-
steins verlegt, befindet er sich im Gegensatz zu ALBERTI (1834 und 1864), KUurr
(1852) und QUuENnsTEDT (1880), denen wir eher folgen möchten (WEBER 1992).
Das Profil (2) bei Obersontheim (O. Fraas 1872: 6; TK: 6925), das zusam-
men mit dem älteren Profil (1) von Kurt beim Gasthaus Sonne in Obersont-
heim (Kurr 1852: 21; TK 6925, R: 35 65 500, H: 54 35 900) gegliedert wird
(Tab. 2), zeigt Schichten von 2,8 m Mächtigkeit über dem Hauptsandstein,
Erstmals deutet sich bei O. Fraas die zweimal geteilte (d.h. dreigeteilte —
nicht zweigeteilt, wie meist zu lesen) Aısertr-Bank an: oben eine harte (in
Steinbach die Serrolepis-Bank QUuEnstTEeDTs mit violettfarbenem Einschlag) Do-
Ih. Ges. Naturkde. Württ. 147 (1992)