fl Jh. Ges. Naturkde. Württemberg | 147. Jahrgang | Stuttgart, 15. Dezember 1992 |
Potamogeton x decipiens NOLTE in Baden-Württemberg
Von WoLFGANG ScHÜTz, Kiel
Mit 2 Abbildungen
Potamogeton x decipiens NOLTE gilt seit den Untersuchungen von FISCHER
(1907) und Hacström (1916) als Bastard zwischen Potamogeton Iucens und P.
perfoliatus. Für Baden-Württemberg gab es seit BAUMANN (1911, 1925) keine
Nachweise mehr.
1990 fand ich bei Kartierungen an zwei standörtlich sehr verschiedenen und
weit auseinanderliegenden Stellen Potamogeton x decipiens. Beide Bestände sind
sehr klein und umfassen zusammen nur wenige m?,
Bodensee bei Kressbronn
Fundort: Kleiner, aber dichter Bestand in der Kressbronner Bucht in ca. 2
Meter Wassertiefe (Mittelwasserstand) über Feinsediment. Die Ausdehnung
konnte wegen einer zum Untersuchungszeitpunkt herrschenden Algenblüte
nicht genau bestimmt werden. Die Elternarten Potamogeton lIucens und P. per-
foliatus kommen in unmittelbarer Nachbarschaft vor, letzterer in für den Bo-
densee heute ungewöhnlich großen Beständen.
Die Kressbronner Bucht ist schwächer eutrophiert als andere Teile des Ober-
sees, da sie im Einflußbereich des nährstoffarmen Alpenrheins liegt und keine
direkten Abwassereinleitungen erhält (StesseGGErR, mdl. Mitt.).
Beschreibung: Pflanzen stark verzweigt, mit vielen kürzeren Achseltrieben.
Blätter sitzend, bis 9 cm lang und 3 cm breit, angenähert parallelrandig bis läng-
lich-elliptisch, am Rande etwas gewellt, zugespitzt oder mit aufgesetzter Spitze,
durchscheinend, meist mit 6 hervortretenden Nerven. Blatthäutchen zart, bis
2 cm lang, schmal und trübe-durchsichtig. Blüten wurden nicht gefunden. Sten-
gelquerschnitte, im mittleren Teil der Pflanze durchgeführt, ergaben folgendes
Bild: 1—2reihige Epidermis, subepidermale Bastbündel gelegentlich vorhan-
den, Rindenbündel meist 2-reihig, in jüngeren Sprossen auch einreihig. Im
Zentralzylinder sind 6 Leitbündel vorhanden, die Endodermiszellen sind, wie
bei P. perfoliatus, schwach o-förmig verdickt.
Rheingießen bei Weisweil
Fundort: Kleiner Bestand mit wenigen m? in ca, 50 cm Wassertiefe über Fein-
sediment. Die Strömungsgeschwindigkeit ist gering. Der ehemals oligotrophe
Grundwasserabfluß Rheingießen führt seit 1965 (Krause 1971) zum überwie-
genden Teil trübes und stark eutrophes Rheinwasser, das über ein Einlaßbau-
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