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WALTER CARLE
in wechselnden Oxydationsstufen, Mangan als Oxid in Krusten aus. Vielleicht
stiegen auch mineralisierte Wässer von unten auf, da möglicherweise mehr
Eisen ausgeschieden wurde, als durch die aufgelöste Schicht in Freiheit ge-
setzt werden konnte. Vielleicht kann auch das Mangan aus der Tiefe her-
geleitet werden.
Sollte dieser Deutungsversuch zu Recht bestehen, so böte diese so auffällig
zersetzte Schicht ein Zeugnis für Mineralwässer in erdgeschichtlicher Ver-
gangenheit am Platz des heutigen Bades Mergentheim. Sie waren wohl an-
ders zusammengesetzt als die heutigen Wässer, die einem riesigen Vorrat an
chlorid- und sulfathaltigen Porenwässern des Buntsandsteins entstammen.
Damals flossen wohl Hydrogenkarbonat-Säuerlinge. Doch konnten diese
Wässer auch salinar gewesen sein; schwach salzige Wässer aus dem damals
noch weniger versehrten Muschelkalk-Salinar hätten in den Untergrund ein-
sickern können.
Als die Bank zersetzt wurde, muß die Tauber mindestens 50 m höher als
heute geflossen sein, also ist die Gesteinszerstörung spätestens in eine alt-
pleistozäne Wärmezeit zu setzen; in Kaltzeiten ist wegen Bodengefrörnis
keine Grundwasser-Anreicherung und daher auch kein Grundwasser-Fließen
denkbar. Da der gesamten Bruchtektonik aus morphologischen Gründen vor-
quartäres Alter zugesprochen werden muß, dürfte die Zersetzung wohl ins
Jungtertiär gestellt werden. Zu dieser Zeit erlebte Süddeutschland einen
Höhepunkt seines Oberflächenvulkanismus; so alt dürften wohl auch die
peripheren Tiefenherde württembergisch Frankens sein, von deren Existenz
nur eine langfristige Kohlendioxid-Entgasung zeugt.