Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 121, 1966)

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RAINER GROSCHOPF 
Klufttektonik 
Um eine möglichst genaue tektonische Richtungsanalyse zu erhalten, 
wurden, wo immer nur möglich, Klüfte gemessen. Da die Kluftzahlen der 
Einzelaufschlüsse nicht für eine statistische Bearbeitung ausreichten, wurden 
die Kluftrosen (Taf. 1) jeweils für einen größeren Bereich gezeichnet. Die 
einzelnen Gebiete wurden so abgegrenzt, daß sich klufttektonisch einheit- 
liche Bereiche ergaben. Die Darstellung der Klüfte erfolgte durch die 
asymmetrische Kluftrose, die nicht nur das Streichen, sondern auch die Fall- 
richtung wiedergibt. Das Streichen stimmt mit der in der Rose dargestellten 
Richtung überein, das Fallen geht jeweils nach der entsprechenden (W- 
ader E-) Hälfte der Kluftrose. Die meisten Einfallswerte lagen zwischen 70 
and 85°, seigere Klüfte waren ziemlich selten. 
Die rheinische Richtung (NNE-SSW) tritt in den Kluftrosen des Gebiets 
mit Ausnahme von Rose I und VI sehr deutlich hervor, in den Rosen III 
und V überwiegt sie. Im Graben selbst überwiegt diese Richtung ebenfalls 
’R. IV), was auch durch mehrere Querstörungen im Grabeninneren unter- 
strichen wird. Messungen 2 bis 3 km vom Bebenhäuser Graben entfernt 
haben ergeben, daß dort die rheinische Richtung im Vergleich zu anderen 
Richtungen nicht derart hervorsticht (R. VII, VIIT, IX). 
Das Streichen des Grabens prägt sich in den Kluftrosen nur sehr unter- 
geordnet aus. Sehr deutlich zeichnen sich in den Maxima der Kluftrosen die 
Richtungen der Streichlinien und der Flexuren ab (R. I, II, VI). Man kann 
sich gut vorstellen, daß die Abbiegung an den Flexuren von parallelen 
Klüften begleitet wird, wenn nicht überhaupt durch minimale Verwerfungen 
an parallelen Kluftscharen zustande kommt. 
Außerdem scheinen sich die Talrichtungen ebenfalls in den Kluftrosen 
auszuprägen. Man wird wohl annehmen dürfen, daß hier eine gegenseitige 
Wechselwirkung und Verstärkung zwischen Taltektonik und Schichtlagerung 
(„Flexuren“) vorliegt. 
Schrifttum 
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Diese Jh. 17, S. 171-261, 1861. 
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langen, 1961. 
ScHMIDT, M.: Erläuterungen zur geologischen Spezialkarte von Württemberg, Blatt 
Tübingen (Nr. 96) mit Karte. — Stuttgart, 1933. 
SE1BoLD, E.: Das Schwäbische Lineament zwischen Fildergraben und Ries. — N. Jb. 
Geol. Paläont. Abh. Abt. B, S. 286-324, Stuttgart, 1951. 
Tektonik in EInseLEe, G., Se1BoLD, E. Die geologische Kartierung der Rohr- 
gräben beim Bau der Bodensee-Fernwasserversorgung. — Jh. geol. Landesamt 
Ba.-Wü. 4, S. 254-264, Stuttgart, 1961. 
StTEMMER, J.: Geologische Untersuchungen im südwestlichen Schönbuch. — Diss. 
Tübingen, 1924.
	        
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