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RAINER GROSCHOPF
Klufttektonik
Um eine möglichst genaue tektonische Richtungsanalyse zu erhalten,
wurden, wo immer nur möglich, Klüfte gemessen. Da die Kluftzahlen der
Einzelaufschlüsse nicht für eine statistische Bearbeitung ausreichten, wurden
die Kluftrosen (Taf. 1) jeweils für einen größeren Bereich gezeichnet. Die
einzelnen Gebiete wurden so abgegrenzt, daß sich klufttektonisch einheit-
liche Bereiche ergaben. Die Darstellung der Klüfte erfolgte durch die
asymmetrische Kluftrose, die nicht nur das Streichen, sondern auch die Fall-
richtung wiedergibt. Das Streichen stimmt mit der in der Rose dargestellten
Richtung überein, das Fallen geht jeweils nach der entsprechenden (W-
ader E-) Hälfte der Kluftrose. Die meisten Einfallswerte lagen zwischen 70
and 85°, seigere Klüfte waren ziemlich selten.
Die rheinische Richtung (NNE-SSW) tritt in den Kluftrosen des Gebiets
mit Ausnahme von Rose I und VI sehr deutlich hervor, in den Rosen III
und V überwiegt sie. Im Graben selbst überwiegt diese Richtung ebenfalls
’R. IV), was auch durch mehrere Querstörungen im Grabeninneren unter-
strichen wird. Messungen 2 bis 3 km vom Bebenhäuser Graben entfernt
haben ergeben, daß dort die rheinische Richtung im Vergleich zu anderen
Richtungen nicht derart hervorsticht (R. VII, VIIT, IX).
Das Streichen des Grabens prägt sich in den Kluftrosen nur sehr unter-
geordnet aus. Sehr deutlich zeichnen sich in den Maxima der Kluftrosen die
Richtungen der Streichlinien und der Flexuren ab (R. I, II, VI). Man kann
sich gut vorstellen, daß die Abbiegung an den Flexuren von parallelen
Klüften begleitet wird, wenn nicht überhaupt durch minimale Verwerfungen
an parallelen Kluftscharen zustande kommt.
Außerdem scheinen sich die Talrichtungen ebenfalls in den Kluftrosen
auszuprägen. Man wird wohl annehmen dürfen, daß hier eine gegenseitige
Wechselwirkung und Verstärkung zwischen Taltektonik und Schichtlagerung
(„Flexuren“) vorliegt.
Schrifttum
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