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P. GroscHorF und W. ReEIFF
Neue Impulse gaben die Arbeiten von DıEeTz (1959), SHOEMAKER & CHAO
(1961) und VANnDrT (1963). Wie schon ROHLEDER und STUTZER sahen sie im
Steinheimer Becken einen Meteorkrater. Außer der äußeren Form führten
sie als Beweis die Strahlenkalke von Steinheim und aus dem Ries den Coesit
und andere Hochdruckmodifikationen des Quarzes an. Auch ihre Beweisfüh-
rung ist noch nicht gesichert, da Coesit in den Ablagerungen von Steinheim
noch nicht gefunden wurde und Strahlenkalke allein nicht zwingend sind.
Zwei neuere Arbeiten sind in diesem Zusammenhang noch zu erwähnen.
Mit dem Geochemismus der tertiären Süßwasserablagerungen befaßt sich
BAJoR (1965) und mit der bekannten Gehäuseumwandlung der Süßwasser-
schnecken MENnsInK (1964). Beide kommen zu Ergebnissen, die von den bis-
herigen Anschauungen abweichen. Ersterer fand in den Sedimenten Hin-
weise auf zeitweilig stärkere Eindampfung des tertiären Steinheimer Sees.
In der gleichen Richtung weisen die Befunde von MEnsink, wonach die Ver-
änderung der Gehäuse von Gyraulus trochiformis nicht auf den Einfluß des
Wechsels in der Wassertemperatur („Warm- bzw. Kaltwasserschichten“),
sondern auf Schwankungen im Salzgehalt zurückzuführen sind. Auch die
Früher auf Grund ihrer Aragonitführung als Absätze von Thermalquellen
gedeuteten „Sprudelkalke“ haben sich als Algenriffe erwiesen, in denen
auch bei normaler Wassertemperatur Aragonit ausgeschieden werden konnte.
So entfallen weitere Hinweise, die mit dem Kryptovulkanismus in Zusam-
menhang gebracht worden sind. Es konnten allerdings auch keine Anhalts-
punkte gefunden werden, die zugunsten der Meteoritentheorie sprechen
würden.
Die bisherigen Untersuchungen mußten sich — abgesehen von einigen
zeophysikalischen Messungen, deren Deutung ungewiß war — auf ober-
flächennahe Bereiche beschränken. Dank der uns aus dem Schürfetat des
Geologischen Landesamtes Baden-Württemberg zur Verfügung gestellten
Mittel war es erstmals möglich (1964 und 1965), Testbohrungen mit einem
Spülbohrgerät bis zu einer Maximaltiefe von rund 150 m durchzuführen.
Eine wesentliche Ergänzung und Erweiterung dieser Bohrungen erbrachten
die im Rahmen der Gemeinschaftsaufgaben gleichzeitig angesetzten klein-
seismischen Vermessungen durch das Niedersächsische Landesamt für Bo-
denforschung in Hannover. Die bei den Spülbohrungen von Meter zu Meter
entnommenen Proben sind leider nur mit gewissen Vorbehalten zu verwer-
ten. Strukturstörungen und z. T. auch Nachfall erschweren die Auswertung
der Proben. Mit einiger Übung und Vorsicht ist es jedoch möglich, weit-
gehend gesicherte Profile aufzustellen. Im ganzen wurden bis jetzt 17 Boh-
rungen dieser Art im Steinheimer Becken niedergebracht (Abb. 1), davon
liegen 8 im Gebiet der zentralen Erhebung Steinhirt-Klosterberg.
Zu zwei grundlegenden Fragenkomplexen im Steinheimer Becken sollten
die Bohrungen Aufschlüsse geben:
1. Aufbau der Zentralerhebung Steinhirt-Klosterberg;
2. Zusammensetzung und Mächtigkeit der Beckenfüllung.
Die erste Frage hängt unmittelbar mit der Beckenentstehung zusammen.
Wie und in welchem Umfang setzen sich die an der Oberfläche anstehenden
Schichten des Weißen und Braunen Juras nach unten fort, und sind in der