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Das Verhältnis von Sommer- zu Winterniederschlag
und sein Einfluß auf unsere Pflanzengesellschaften
Von KaArL BAUus®, Leonberg
Kaum jemals ist mir der fundamentale Gegensatz zwischen der Vegetation
des Nördlichen Schwarzwaldes und der Schwäbischen Alb deutlicher vor
Augen getreten als in dem Augenblick, als ich eine Exkursion auf die Alb
unternahm, nachdem ich zwei Sommer ununterbrochen kartierend im Nörd-
lichen Schwarzwald verlebt hatte. Damals erkannte ich mit voller Deutlich-
keit, daß alles, aber auch alles in diesen beiden so benachbarten Gebirgen
verschieden war: Geologische Unterlage, Morphologie, Durchlässigkeit der
Gesteine, Siedlungsformen, Bewirtschaftungssysteme und vor allem natür-
lich die gesamte Vegetation; schließlich sogar der Menschenschlag.
Als ich nach dem Abschluß der Arbeit im Nördlichen Schwarzwald im
württembergischen Allgäu weiterarbeitete und vor allem das Gebiet der
Adelegg näher untersuchte, folgte wiederum eine Überraschung, und zwar
aus dem Grund, weil ich zunächst — in Anbetracht der sehr starken Nieder-
schläge im Alpenvorland — mit einer ähnlich üppigen Kryptogamenvege-
tation gerechnet hatte, wie ich sie von den Schwarzwaldhöhen gewohnt war.
Wohl konnte ich dem nährstoffreicheren Untergrund (Molasse) einen erheb-
lichen Anteil am Kryptogamen-Mangel anlasten, denn nur da, wo eine
(Moränen-)Schluffdecke die Adelegg überzog wie bei Friesenhofen, bildeten
sich stärkere Parallelen zum Schwarzwald heraus. Wenn man aber weiß, daß
das Verhältnis von Sommer- zu Winterniederschlag in beiden Gebieten so
grundsätzlich verschieden ist, dann ergeben sich neue Einsichten. Denn eine
reiche Kryptogamenvegetation kann sich ja — vergleiche die nordischen Län-
der — in einem Gebiet mit Niederschlägen, die vorwiegend als Schnee fallen,
viel leichter entwickeln als die Gesamtheit der höheren Pflanzen. Und ge-
rade wegen der etwas armen Phanerogamenflora wurde der Schwarzwald
ja von den Floristen zeitweise etwas vernachlässigt.
Auf die Verschiedenheit im Verhältnis der Sommer- zu Winterniederschlag
haben zwar auch HAUFF/SCHLENKER/KrRAUss (Forst- und Jagdzeitung 122,
S. 5) hingewiesen, indem sie davon ausgingen, daß im gesamten Alpenvor-
land der prozentuale Anteil der Sommerniederschläge am Gesamtnieder-
schlag wesentlich höher liegt als z. B. im Schwarzwald. Sie haben diese Tat-
sachen auch für die Standortgliederung forstlicher Art in Oberschwaben ins
Gewicht fallen lassen. Etwas anders verfuhr ELLENBERG bei seinen beiden
„Wüuchsklimakarten“ von Baden-Württemberg 1: 200 000, die auf Grund
phänologischer Geländeaufnahmen erarbeitet wurden.
Inzwischen hat jedoch der Deutsche Wetterdienst (Bearbeiter HAns ScHIR-
MER) eine spezielle Arbeit herausgebracht über das Verhältnis von Sommer-
zu Winterniederschlag (%o) aus Mittelwerten der hydrologischen Halbijahre