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unsere, Vorfahren mit mehr Eifer praktische Erfahrungen gesammelt. und auf
ihre Nachkommen vererbt, so würden ohne Zweifel schon aus frühern
Zeiten ähnliche Wanderungen dieses Vogels unmittelbar vor excessiven Win-
tern bekannt geworden seyn, und diese und ähnliche Erfahrungen würden
als Wink des Schöpfers, welcher kein Uebel geschaffen hat, ohne ein Gegen-
mittel, oder wenigstens vorbauende, in der Energie des Menschen liegende Hülfs-
mittel an die Hand: zu geben, vielleicht dazu gedient‘ haben, um Vorkehrungen
gegen die rauhe winterliche Witterung zu treffen, welche so verderblich auf
Obstbäume und Weinberge gewirkt hat,
Pfarrer Brehm, welcher seit beinahe einem halben Jahrhundert mit
aussergewöhnlichem Fleisse und dem lobenswürdigsten Eifer die Oeconomie
der höheren "Thierelassen beobachtet hat, stellte auch in Betreff des klima-
tischen und des Witterungs - Einflusses auf die Thierwelt die schätzbarsten
Beobachtungen an und hat damit vieles Licht über die Lebenserscheinungen
namentlich der Vögel verbreitet, So entdeckte derselbe z, B. mehrere auf-
fallende Untergattungen von Rabenkrähen, von denen zwei Subspecies, wel-
chen er nach einem kürzlich von ihm an mich gerichteten Schreiben die
Namen Corvus assimilis und C. hiemalis beizulegen vorschlägt, jedenfalls
unsere Aufmerksamkeit verdienen. Die letztere Art ist nur ein Drittheil klei-
ner, als corone und nistet sogar (aber sehr selten) in Deutschland, Ich schoss
diese kleine Krähe in diesem Winter, fand sie immer in Haufen von 10—20
Stück beisammen, nie aber mit der grossen Rabenkrähe vereinigt, Zunge,
Luftröhre, Schnabel und Füsse weichen sehr von denen der übrigen deut-
schen Krähen ab,
Schon Naumann stellt mehrere sehr distinkte Arten von wilden Gänsen
auf, welche sich charakteristisch von einander scheiden lassen. In diesem
harten Winter beobachtete ich drei von diesen Arten, nämlich:
Anser arvensis Naum, Th 11, T. 286 ,
A. segetum id. „id. T. 287 und
A. intermedius id. id. T. "288,
während die grosse Graugans meines Wissens nicht vorkam, Diese Letz-
tere (Anser cinereus, Naum, Th, 11, T. 285) scheint überhaupt seltener zu
uns zu kommen. Von den drei obenerwähnten Gänsearten erschien A, in-
termedius nur einzeln, während A, segelum und arvensis in getrennten Haufen,
oft mehrere hundert an der Zahl, einfielen.
Dass die egyptische Fuchsgans (Cheralopes aegyptiaca) und die roth-
hals’ge Gans (Brenta rufieollis), einer der seltensten europäischen Vögel, in
Württemberg vorkommen, ist nun faktisch hergestellt, Das Erscheinen der
Jetzteren Gans ist etwas ganz aussergewöhnliches, und es sind mir nur* ganz
wenige Fälle bekannt, wo dieser höchst seltene Gast in Deutschland einkehrte,
Plieninger.