Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 1-2, 1845-1846)

WIN. Mleinere Mittheilungen. 
1. Ueber die Kartoffelfäule. 
Von Dir. v. Seyffer. 
Von Manchen ist wegen der im vergangenen Jahre eingetretenen Kar- 
toffelfäule die Behauptung aufgestellt worden, dass die Fäule ihren Grund 
hauptsächlich auch darin habe, dass die Kartoffeln, weil sie seit ihrer Ein- 
führung in Europa immer nur durch die Knollen fortgepflanzt worden, gleich- 
sam degenerirt und dadurch für die Fäule viel empfänglicher gemacht, ja 
sogar, dass durch diese Degeneration die Fäule sich ‚eingestellt habe. Aus 
diesem, Grunde wurde zur ferneren Verhütung der Fäule der Vorschlag gemacht, 
entweder. Stammkartoffeln aus. ihrem Vaterlande Südamerika zur Fortpflan- 
zung kommen zu lassen, um dadurch gleichsam eine neue Generation nach 
Europa zu bringen, oder diese dadurch zu bezwecken, dass man die Steck- 
kartoffeln. aus Samen erzeugen solle, um die ‚aus Samen erzeugten Knollen 
zur Fortpflanzung zu nehmen. 
So viel sich nun. in so mancher Beziehung gegen eine solche angeh- 
liche Degeneration und die daraus geschlossene Empfänglichkeit für die Fäule 
oder sogar Ursache derselben. sagen und diese, Ansichten ’sich widerlegen 
liessen, so glaube ich mich hierüber nicht weiter, äussern, sondern. nur fol- 
gende 2 Erfahrungen anführen zu dürfen, welche diese Behauptungen völlig 
widerlegen werden, 
Im Frühjahr 1842 erhielt ich nämlich. von dem nun verstorbenen Prof, 
van Mons in Leyden eine ganz: neue Kartoffelsorte unter. dem Namen, Cor- 
dilleren-Kartoffel. Van. Mons bekam diese Kartoffel im Jahr 1838 aus 
Mexiko mit der Bemerkung, dass sie auf den Cordilleren‘ im einer‘ Höhe. von 
mehr als 8000‘ü..d.M, angetroffen und wegen ihres ausgezeichnet, guten Ge- 
Schmacks von den Viehhirten in der Nähe ihrer Hütten gepflanzt werde. 
Diese Kartoffel wurde im Frühjahr 1842 in den Königl, Gärtnereien in. Stutt- 
gart, im Park Rosenstein und in der exotischen Baumschule zu Hohenheim 
ausgesteckt , gewährte aber wegen des damaligen sehr warmen und.trockenen 
Sommers, wie alle andern Kartoffeln, wenige neue Knollen, .die sich jedoch 
in den folgenden Jahren so. vermehrten, dass im Frühjahr 1845 eine grössere 
Parthie in den 3 genannten Königl. Gärtnereien ‚ausgesteckt werden, konnte, 
Hier gewährten sie einen reichlichen Ertrag von sehr vollkommenen Knollen,
	        
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