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Die Natur bringt Individuen und Arten hervor, aber es ist ein Bedürf-
niss des menschlichen Geistes, die unendlich mannigfaltigen Gestalten der thie-
rischen Schöpfung zu ordnen; er stellt sie in Gattungen, in Familien, in
Klassen zusammen. Es ist die Aufgabe der Zoologie, das Thierreich, oder
das, was wir davon zu kennen glauben, in ein System zu bringen, welches
ganz der Natur entspricht. Es wäre die Aufgabe, den Plan zu finden, wel-
Chen die Natur bei Hervorbringung der thierischen Schöpfung befolgte,
; Während wir dieses Ziel verfolgen, finden wir immer neue Seiten, immer
neue Charaktere an den Gegenständen, deren natürliche Verwandtschaft wir
auszumitteln streben, es zeigen sich neue Probleme, die wir nicht suchten,
es bietet sich immer neuer Stoff unserem Nachdenken dar, aber das Ziel
selbst, ein vollkommenes System, eine vollkommen zoologische Methode, er-
reichen wir nie; es ist der Stein der Weisen, dessen Aufsuchung viel Nutzen
gebracht hat, ungeachtet er nicht gefunden werden kann, Doch das Reich
des Lichtes und der Einsichten dehnt sich immer mehr aus, möchte es auch
immer ein Reich des Friedens und der Eintracht sein.
Seit Aristoteles die Zoologie gegründet hat, wurde sie durch die erfolg-
Teiche Thätigkeit so vieler Naturforscher immer weiter gefördert und steht
Jetzt in einer glanzvollen Periode. Aber bis sie dahin gelangte, welche Ta-
lente, welche Anstrengungen, Welche Widersprüche, welche Irrwege, welche
Kämpfe, welche Opfer!
Werfen wir jetzt einen Blick auf den Zustand unserer zoologischen und
Zzootomischen Sammlung. Nicht in allen Ahtheilungen des Thierreichs sind
unsere Sammlungen gleich gut ausgestattet. Wenn unter den Säugethieren
die grossen Pachydermen, wie das Nilpferd, die Nashörner und der Elephant
fehlen, so sind wir doch im Besitze mehrerer Stüke, um welche wir beneidet
werden. Wir erhielten durch Herrn Baron v, Ludwig eine Anzahl von
Anltilopen, welche schon auf dem Cap so zubereitet wurden , dass sie sogleich
in unsere Sammlung eingereiht werden konnten, wo sie durch ihre Schön-
heit und naturgetreue Stellung sich auszeichnen; unter den selteneren Säugthie-
ren unserer Sammlung nenne ich die Gürtelthiere, Schuppenthiere, den
Orycteropus, eine ziemliche Anzahl von Faulthieren, das Schnabel-
thier, die Echidna, Die Zahl unserer Säugthier-Arten beläuft sich auf 160.
Mit der viel zahlreicheren Klasse der Vögel ist auch unsere Sammlung wohl
Ausgestattet, Ausser den Vögeln Deutschlands sind besonders die afrikanischen
in grosser Anzahl vorhanden, Zu den selteneren und schönsten gehört Tro-
90N resplendens aus Mexiko, Maenura aus Neuholland, Tragopan, Lopho-
Phurus und der Argusfasan aus Indien. Im Ganzen sind es 776 Arten von
Vögeln,
Besondere Aufmerksamkeit verdient unsere Sammlung von Reptilien,
besonders die Ordnung der Schlangen; 4 Arten von Boa, worunter eine neue,
Boch Nicht beschriebene Art aus Mexiko, zahlreiche Baumschlangen, die
Gifts Chlangen in sehr schönen Exemplaren, Crotalus horridus und durissus,
Naja tripudians und Naja haje und rhombeata, mehrere Elaps, Echidna arie-
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