Geologisches aus dem Orient,
Von Professor Dr. Oskar Fraas.
(Hiezu Tafel IY—VIJ.}
Nächst der eigenen Heimat übt keine Gegend der Welt auf
die abendländischen Völker einen gleichen Reiz aus, als der Orient,
Ziehen auch nicht mehr Hunderttausende von Abendländern aus,
um vom „heiligen Land“ Besitz zu ergreifen, wie zu den Zeiten
Peters von Amiens, so sind es doch immerhin jährlich Tausende,
die mit Eisenbahn und Dampfschiff die Küste von Palästina und
Egypten erreichen, um irgend einem innerlichen Bedürfniss Ge-
nüge zu leisten und die‘ berühmtesten Orte der Welt zu sehen,
die als Ideale einem Jeden von Jugend auf schon bekannt sind.
Neunzig unter hundert freilich sind Pilger, daher auch jeder
reisende Europäer vom Syrier als „Hadschi“ begrüsst wird; die
andern sind Touristen von .der ‚gewöhnlichen Sorte, einige dar-
‚unter Künstler. und Gelehrte, Sprachforscher, Historiker und
Archäologen, höchst selten ein Naturforscher. ‚Daher kommt
es, dass, so zahlreich auch die Orient- Literatur ist und 80
Vieles ‘schon über die Natur der Länder am Trothen ; Meer
und Jordan geschrieben. worden ,. doch “das Feld der For-
schung noch ein sehr grosses ist. Die Resultate einer eigenen
Beobachtung können daher der Wissenschaft nur willkommen
sein, die sich schliesslich aus den Beiträgen Vieler doch noch
ein richtiges Bild des. Ganzen ‚construiren wird.
In der Natur der Sache liegt es, dass ein einzelner Reisen-
der ‚oder. selbst auch eine ‘wissenschaftliche Expedition doch
Württemb. naturw. Jahreshefte,. 1867. 28 u. 36 Heft. 10