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ten von Serpentin-Kalkstein gefunden worden, welcher nahe den
untersten Schichten der Laurentian-Formation von Canada *) an-
getroffen wird. Er hat seine Parallele in den untersten Gneis-
Schichten von Böhmen und Bayern und in den ältesten Sediment-
schichten von Skandinavien und Schottland. In manchen Theilen
dieser Schichten fand man Massen von beträchtlicher Grösse,
jedoch gewöhnlich von unbestimmter Form. In ihrem Zusammen-
hang gleichen sie einem alten Korallenriff und bestehen aus
abwechselnden Lagen (gewöhnlich mehr als 50) von kohlensaurem
Kalk und Serpentin, einem Magnesia-Silicate. Die Regelmässig-
keit dieser Wechsellagerung und die Thatsache, dass das Gebilde
sich auch zwischen andern Kalk- und Kiesel-Mineralien findet, leitete
zu der Vermuthung, dass es seinen Grund in organischer Struc-
tur habe. Dünnschliffe wohl erhaltener Stücke wurden von Dr.
Dawson von Montreal mikroscopisch untersucht, welcher nun
auf einmal seine Foraminiferen-Natur erkannte. **)
Die Kalklager stellten ihm die charakteristischen Erschei-
nungen einer wahren Muschel dar (of a true Shell). Die Muschel
selbst besteht aus unregelmässigen Kammern, welche häufig von
einem astförmigen Canalsystem ähnlich dem der Calcaria durch-
setzt sind, (S. 387) während er die Serpentin- oder andere
Kiesellager für eine Infiltration von gelösten Silicaten in die ur-
sprünglich von einer Sarcode-Masse des Thiers ausgefüllten Hohl-
räume ansah, ‚ein Vorgang, dem wir in verschiedenen geologi-
schen Perioden und auch jetzt noch unzweifelhaft begegnen.
*) Diese Laurentian-Formation wurde zuerst von Sir William Logan,
dem Director des geologischen Amts von Canada als eine regelmässige
Reihe von Sedimentgestein bestimmt, welche die Unterlage nicht allein
des Silurs, sondern auch des Ober-Silurs und Unter-Cambrian-Systems
dieses Landes bilden.
**) Diese Deutung verdankte Dr. Dawson, wie er ausdrücklich
in seiner ersten Arbeit (»Quarterly Journal of the Geological Society«
Vol. XXI. p. 54) anerkennt, nicht nur der Kenntniss von des Autors
(Carpenter’s) vorhergehender Untersuchung über die mikroscopische
Structur der Foraminifere, sondern auch den besondern Merkmalen
in Dünnschliffen der Calcarina, welche ihm der Verfasser zugesandt
hatte.