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Wall beobachten. Die zahlreichen Ecksteine in den vielfach ge-
bogenen Strassen und Gassen der alten Reichsstadt sind erratische
Blöcke aus den Alpen, selbstredende Zeugen des Vorhandenseins
der Gletscherformation.
Alle diese Formationen schliessen organische Reste ein, am
spärlichsten die Gletscherformation. Es würde jedoch zu weit,
dieselben in ihrer ganzen Mannigfaltigkeit vorzuführen und glaube
ich mich darauf beschränken zu sollen, eine übersichtliche Dar-
stellung der in der Meeresmolasse gefundenen Haifischreste
zu entwerfen.
‚Schon zu Anfang des vorigen Jahrhunderts wurde den fossi-
len Haifischzähnen unserer Gegend einige Aufmerksamkeit zuge-
wandt. Ein Arzt der freien Reichsstadt Biberach, Dr. Johannes
Valerian Bauer, sandte „Glossopetren“ nach Tübingen an Pro-
fessor Cammerarius ohne nähere Angabe des Fundorts. Sehr
wahrscheinlich stammten dieselben aus Baltringen; die dortigen
Steinbrüche in der Meeresmolasse standen im vorigen Jahrhundert
im Betrieb, wovon etliche in dieser Zeit aus Baltringer Steinen
aufgeführte Gebäude in dem benachbarten Schemmerberg Zeugniss
geben.
An eine richtige Deutung der Fossilien war in jener Zeit
natürlich nicht zu denken. Erst durch das Werk von Agassiz:
Recherches sur les poissons fossiles, das in den dreissiger Jahren
unseres Jahrhunderts zu erscheinen anfieng, wurde eine wissen-
schaftliche Grundlage für die Erkenntniss dieser Reste gelegt.
Eine Anzahl Haifischzähne aus der schwäbischen Molasse ge-
langten durch Medicinalrath Jäger in die Hände von Agassiz;
allein das Material der Stuttgarter Sammlung muss dazumal
noch schwach gewesen sein, da Jäger in seiner 1835 erschiene-
nen Schrift über die fossilen Säugethiere Württembergs nur 4—5
von Agassiz bestimmte Arten erwähnt (s. S. 9).
In den dreissiger Jahren nehmen die Steinbrucharbeiten in
Baltringen und Mietlingen, wie ich aus dem Munde der Stein-
brecher weiss, einen beträchtlichen Aufschwung und fanden sich
nun auch Männer, die sich um die Fossilreste interessirten und
dieselben sammelten, namentlich Oberamtsarzt Dr. Hofer und