Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 32, 1876)

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gestehen, dass ich meine erste Vermuthung: die Thonwaaren 
bilden eine Specialität der hiesigen Pfahlbauten, 
vollauf bestätigt fand. Ueberall sah ich Thonwaaren, mehr 
oder minder roh, aber diese allerliebsten Krügchen, Näpf- 
chen und Schüsselchen, wie sie hier, theilweise völlig unver- 
sehrt, ausgegraben wurden, sah ich nirgends. Da finden sich 
z. B. Krügchen von 5—13 Zm. Höhe, in der Regel mit 
Einem — nie mit zwei — Henkeln versehen, seltener ohne 
solchen,. in den allerverschiedensten Faconen, in mannigfachster 
Weise mit combinirten Strichen und Punkten decorirt, durchweg 
leicht gebrannt, theils von röthlichem Aussehen, theils russig ge- 
fleckt, theils gleichförmig mit einer graphitähnlichen Farbe an- 
gestrichen. Aus den mehrfach ersichtlichen Handeindrücken ist 
deutlich zu erkennen, dass sie sammt und sonders aus freier 
Hand, ohne Anwendung der Töpferscheibe, geformt sind. Das 
verwendete Material ist theils ein reiner, geschlämmter Thon, 
theilweise ist derselbe mit feinem Kohlenstaub stark durchmengt, 
theilweise sind auch gröbere, weisse Quarzkörner reichlich beige- 
mischt. Wie bereits erwähnt, fand sich fraglicher Thon in bester 
Qualität iu nächster Nähe der Colonie. 
Den grossen Häfen und Schüsseln, die leider nur in Frag- 
menten vorhanden sind, fehlt die Ornamentik, dagegen sind erstere 
in der Regel mit vier in horizontaler Richtung durchlöcher- 
ten Buckeln versehen und erreichen bei einem Durchmesser von 
25 Zm. die namhafte Höhe von 31 Zm.; gewöhnlich sind die- 
selben sehr roh, dem "Thon sind meist grosse, scharfkantige 
Quarzkörner, Glimmerstückchen, ja selbst Kohlenstücke beige- 
mengt; geschwärzt sind dieselben vielfach nicht, sondern von 
röthlichem oder gelbbraunem Aussehen; sobald dieselben aber 
geschwärzt sich finden, ist auch das verwendete Material ein sehr 
feines, mit Kohlenstaub und Glimmerblättchen vermengtes. 
Ob diese feineren und grösseren Krüge aus freier Hand 
geformt werden konnten, scheint mir zweifelhaft; sachverständige 
Häfner glauben wenigstens, dass zu ihrer Herstellung in so 
gleichmässiger Wanddicke und schön gebauchter symmetrischer 
Form die Töpferscheibe oder irgend ein ähnlicher Mechanismus
	        

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