Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 33, 1877)

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dem braunen, das andere aus dem weissen Jura: gaben sie 
vielleicht, angerieben und abgestumpft wie si@ sind, ein Arznei- 
pulver ab? In diesem Falle hätten wir in den Belemniten die 
älteste prähistorische Medizin, die bekannter Massen bis auf 
unsere Tage sich unter dem Volke erhalten hat. Zwei Bein- 
nadeln aus Renthierhorn sind direkte Erzeugnisse der mensch- 
lichen Hand, so wie der zum Zweck des Anhängens durchbohrte 
Schneidezahn eines Bären. Eine grosse Menge Scherben, ihrer 
Grösse und Wanddicke nach zu urtheilen von weitbauchigen 
Schüsseln und Töpfen stammend, sind aus Thon, mit gröberem 
und feinerem Sand gemengt, geformt, sie sind nur aussen roth 
gebrannt, inwendig schwarz. Ein einziges Stück zeigt rohe 
Skulptur, d. h. Punkte und Striche. An den Gefässen waren 
Henkel aufgeklebt, die» Henkelöffnung sehr klein wie mit einem 
Gänsekiel gemacht, um etwa einen Riemen durchzuziehen zum 
Tragen, Endlich ist eines Stückes Röthel zu gedenken, wie er 
sich in der Nähe des Bohnerzes auf der Alb findet. Ganz den- 
selben Röthel kennen wir aus dem Hohlefels und aus dem 
Schussenrieder Moor. Derselbe diente wohl allgemein als 
Schminke, wie er denn auch aus den alten Tschudengräbern 
Russlands bekannt ist. 
2. Der Elephant. Das zahlreiche Vorkommen der Dick- 
häuter in der Höhle erregt gerechtes Staunen. Zwar ist. der 
colossalste der Dickhäuter, Zlephas primigenius, nicht gerade 
in colossalen d. h. ausgewachsenen Individuen vertreten, denn 
nur 3 Zähne weisen auf solche hin. Aber die Reste junger 
Thiere sind um so zahlreicher. Backenzähne von 5 und 6 Cm. 
Länge, dessgleichen 10—12 Cm. lange Zähne weisen auf 5 
junge und auf 5 weitere ganz junge Thiere hin. Die Knochen 
dieser jungen Mammuthkälber wurden augenscheinlich von den 
Hyänen total aufgefressen, Nur die der halbgewachsenen Thiere 
sind noch erkennbar, wenn auch ringsum angenagt und zerbissen. 
Ein os ilei, os pubis und caput femoris sehen in ihrem an- 
genagten Zustand Menschenwerken nicht unähnlich, als ob man 
mit Absicht hätte Kerben einreissen wollen und doch lassen die 
randlichen Zahnspuren keinen Zweifel darüber übrig, dass wir nur
	        

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