Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 33, 1877)

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teristisch aus, und bildet sodann besonders bei Seebronn und 
Hochdorf etc, gewaltige, herrlich geschichtete Sandsteinhbänke, 
welche als ein dem Keuperwerkstein ähnliches, geschätztes Bau- 
material reichlich abgebaut werden. Diesem nach oben wie nach 
unten sehr gut abgegränzten Gliede des Muschelkalk geht vor- 
aus ein hier etwa 100’ mächtiges Glied, in welchem sämmtliche 
Cephalopoden und Brachiopoden des Hauptmuschelkalks ver- 
schwunden sind, und nur hie und da eine Lingula als sparsames 
Erinnerungszeichen an den Muschelreichthum dieser Formation 
zu finden ist. Hier im Gebiet des oberen Gränzdolomit (Tri- 
gonodusdolomit) zeigen sich auf der Oberfläche der Felder häufig 
eigenthümliche, trichter- und wannenförmige Einsenkungen, denen 
in der Tiefe Hohlräume und Zerklüftungen entsprechen, die auf 
eine grosse Porosität des Gebirgs schliessen lassen. Hier findet 
sich das lose gebundene, thonig sandige, meist leicht verwitter- 
bare Material häufig von den atmosphärischen Wassern so ange- 
fressen, eingebrochen und mehr und mehr erweitert in der Tiefe, 
dass kleine Bächlein in demselben an manchen Stellen plötzlich 
spurlos versinken, und Erdfälle und Höhlen in vertikaler Rich- 
tung von grosser Ausdehnung sich bilden, von denen mehrere, 
obwohl nach ihren Dimensionen und geologischen Verhältnissen 
ganz unbekannt, eine gewisse Berühmtheit erlangt haben. Einer 
dieser Erdfälle mit senkrecht absteigendem Loch, und daher nur 
mit Hilfe langer Leitern zugänglich, führt den Namen Andreas- 
höhle oder „Pommerles Loch“, und hat letzteren Namen der 
Sage. nach erhalten, nachdem vor mehr als 100 Jahren bei Ge- 
legenheit einer grossen Jagd das Lieblingshündchen (Pommerle) 
eines benachbarten Edelmanns in diesem Abgrund sein jähes 
Ende gefunden hatte. Merkwürdigerweise fanden sich bei der 
von mir in jene Tiefe unternommenen Expedition unter dem am 
Boden liegenden Schutt die Knochenreste eines kleinen Hundes 
neben dem wohl erhaltenen Schädel eines mittelgrossen Hasen 
als einzige Spuren einstiger Bewohner der Höhle. Diese merk- 
würdige höhlenartige Spalte findet sich in dem 1/„, Stunde nörd- 
lich von Mötzingen auf der rechten Seite der Strasse nach Unter- 
jettingen sich ausbreitenden Wäldchen von hohen Tannen um- 
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