Ruhepunkt eines Wechsels, um so mehr, als die Entwald ung?
der libanesischen Berge auf die entsetzlichste Weise schon
vorgeschritten ist. Erst ein Basaltgang, eine Verwerfung,, ein
Hackenschlag oder wie man die geologische Störung nennen mag,
macht der sedimentären Langweile ein Ende und bringt wieder
einen frischen Wechsel in die Landschaft.
Ganz besonders verdanken die libanesischen Landschaften
nicht blos ihre Schönheit, sondern auch ihre Fruchtbarkeit und
Fülle dem Basaltit, der an zahllosen Orten zum Ausbruch
gekommen ist. Auf der meinen Aufnahmen zu Grunde liegenden
ganz vortrefflichen Karte * des französischen Expeditions-Korps
in Syrien habe ich allein 72 Ausbruchspunkte der basaltischen
Massen verzeichnet, die theilweise ganz gewaltige KErgüsse
gemacht haben. Nirgends aber hatte ich Gelegenheit irgend
welche Niveau-Störungen kennen zu lernen, welche im Gefolge
der Basalt-Ergüsse wären. Ein Beispiel für viele mag genügen:
Einen der fürchterlichsten Felsschründe des Libanons durchtost
der Kadischafluss, der am Fuss des Cedernwaldes unter altem
Moränenschutt seinen Ursprung, seine reichen Zuflüsse von allen
Seiten des Felsenkessels im Bscherre hat und nach etwa drei-
stündigem Lauf schon so gewaltige Wassermassen wälzt, dass
nur halsbrecherische Stege noch die beiderseitigen Ufer ver-
mitteln. In der Nähe von Kannöbin nun, zu unterst im Thal
hart am tosenden Strom, ist ein basaltischer Tuff in einer Spalte
3 Es ist ein himmelschreiender Frevel, den die Einwohner seit
Jahren durch türkische Wirthschaft daran gewöhnt, an ihrem Wald
begehen. Ja, könnte man etwa von Abholzung im Sinn der europäischen
Forstverwaltung zur Gewinnung von Nutzholz reden, aber es ist von
einer Nutzung des Waldes überhaupt gar nicht die Rede. VUeberall
herrscht die muthwilligste, niederträchtigste Verstümmelung der vom
früheren Wald noch übrig gebliebenen Bäume, Es ist das eine wahr-
haftige Selbstschändung , eine nationalökonomische Schädigung, die
man nicht genug brandmarken kann vor der civilisirten Welt.
4 Carte du Liban, d’aprös les reconnaissances de la brigade topo-
graphique du corps expeditionnaire de Syrie en 1860 — 1861, dressee
au depöt de la guerre 6tant directeur le g6n6ral Blondel sous le
ministere de S. E. le marechal comte Randon. 1862.
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