II. Vorträge.
I. Prof, Dr. Schwendener in Tübingen sprach über die
Festigkeit der Gewächse.
Indem ich diesen Gegenstand hier zur Sprache bringe, ist
es meine Absicht, denselben nach drei verschiedenen Seiten
kurz zu besprechen, zunächst mit Rücksicht auf die Frage, ob
die "Pflanzen bestimmte Gewebe besitzen, welche vorzugsweise
oder ausschliesslich die erforderliche Festigkeit bedingen und
desshalb in ihrer Gesammtheit mit gleichem Recht, wie das
Kuochengerüste der Wirbelthiere oder der Chitinpanzer der In-
sekten, als Skelett bezeichnet werden könnten. Kommen solche
Gewebe vor, was ich zum Voraus bestätigen kann, so führt die
weitere Untersuchung naturgemäss zur Betrachtung ihres anato-
mischen Baues und ihrer physikalischen Eigenschaften. Wir
werden festzustellen haben, durch welche Merkmale sich diese
skelettbildenden Gewebe von den übrigen unterscheiden und
welche Abstufungen sie unter sich selbst darbieten. Endlich
bleibt der Nachweis zu leisten übrig, dass die Architectur der
fraglichen Gewebe denselben mechanischen Regeln entspricht,
nach denen die moderne Technik ihre Holz- und Eisenconstruc-
tionen ausführt.
Was zunächst die Frage betrifft, ob ein Skelett in dem
eben bezeichneten Sinn den höheren Pflanzen zukomme, so kann
die Antwort hierauf, wie bereits angedeutet, nur eine bejahende
sein. Denn in der That, alle grösseren, fester gebauten Ge-