Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 39, 1883)

mit wenig Worten eine Anleitung geben, um sich selbst ein 
solches Spiegeldreikant zu verfertigen. Denken Sie sich hier ax 
diesem Würfel die Mitte des Körpers durch drei gerade Linien 
verbunden mit einer Ecke des Würfels, mit der Mitte einer am 
an diese Ecke anstossenden Kante und mit der Mitte einer der 
Würfelflächen, welche die Kante begrenzt, — so erhalten Sie 
eine körperliche Ecke, ein Dreikant, mit der Spitze in der Würfel- 
mitte, dessen drei Seitenflächen eben die drei einander zu- 
gekehrten Spiegel unseres Spiegeldreikants bilden. 
Der ingeniöse Gedanke dieses Spiegeldreikants ist nun zwar 
von Werner nicht zuerst gefasst und verwirklicht worden, der- 
selbe findet sich in einer Abhandlung des Mathematikers Möbius 
vom Jahre 1847 schon ausgesprochen. Möbius nennt die Kıy- 
stalle, was freilich nicht ganz allgemein für die 6 Krystall- 
systeme gilt, kaleidoskopische Gebilde und gibt die Grösse der Seiten 
und Winkel unseres Spiegeldreikants an. Dass aber Werner 
durch Möbius angeregt worden sei, ist nicht annehmbar, nicht 
nur, weil Werner diess in seiner Programmabhandlung und im 
mündlichen Verkehr mit mir. nicht verschwiegen hätte, sondern 
besonders wegen seiner eigenartigen Behandlung des Gegen- 
standes, wegen der eigenthümlichen Art, wie Werner das Spiegel- 
dreikant aus einem, ich möchte sagen mathematischen Spielzeug, 
was es eigentlich bei Möbius ist, in ein sehr instructives Demon- 
strationsmittel für Krystallographie umgewandelt hat. 
Sie sehen nämlich hier die Kanten des Krystallbildes er- 
zeugt durch drei Fäden von verschiedener Farbe, welche über 
die Flächen “der Spiegel gezogen sind. Zwei dieser Fäden treten 
an einem unveränderlichen Punkt der hintern Kante in das Drei- 
kant ein, ihre andern Endpunkte sind verstellbar, der dritte 
Faden verbindet stets die Abschnitte der beiden ersten zu einem 
Dreieck, Die für die verschiedenen Krystallformen verschiedenen 
Fadenstellungen werden nun durch eine auf dem Boden des 
Kastens hinlaufende Saite geleitet und eben diese Saite möchle 
ich als den eigenthümlichen und lehrreichsten Bestandtheil dıs 
* Crelle’s Journal Bd. 43. 
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