Il. Vorträge,
Eine Bronnenkur in Göppingen im 17. Jahrhundert.
Von Dr. Gustav Landerer in Göppingen.
Ich möchte Sie einladen, meine Herren, mit mir einen Gang
zum uralten Wahrzeichen der Stadt Göppingen, zum Sauerbronnen,
zu machen. Ist er ja doch unser berühmtestes Stück Naturgeschichte,
das wir Ihnen aufweisen können, und seit Jahrhunderten die unver-
siegliche Quelle des Wohlbefindens Göppingens und seiner Bewohner,
der Quell, der auch heute noch an neuer Stätte, die auf ihm ruht,
Hilfe und Balsam spendet in Leibes und Geistes Not und Bedrängnis.
Nicht will ich Sie ermüden mit trockener Berichterstattung über die
geognostisch-hydrographischen Verhältnisse des Sauerbrunnens, deren
eingehende Schilderung zudem Ihnen in den Jahresheften von 1881
aus der kundigen Feder des 7 FEHLING schon vorliegt, vielmehr halten
Sie es mir, dem Arzte, wohl zu gut, wenn ich. Ihnen über seine ärzt-
lich-medizinische Bedeutung und zwar nicht für die Jetztzeit spreche,
sondern wie er sie für die Zeit unserer Väter hatte. Denn gerade für
uns Jünger der modernen Naturwissenschaft, die ihr Füllhorn ohne
End und Grenze heute ergiesst über alle Verhältnisse des Lebens,
sie alle bezwingend im heissen und siegreichen Kampfe der Geister,
— für uns, sage ich, dünkt es mir nicht übel, ab und zu einmal
rückwärts zu sehen, um im Bilde des Wissens der Vorzeit dessen
Einheit und Grenzen zu schauen und die Kühle und Demut zu suchen,
die des Naturforschers Schmuck und erste Zier ist. In historisch-
treuer, auf Quellen durchaus ruhbender Schilderung einer Badekur in
Göppingen im 17. Jahrhundert, möchte ich Ihnen ein Stück Geschichte
vaterländischer Naturkunde vorführen — in harmloser Geschichts-
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