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einigen Abbildungen erläutert. Das in den meisten prähistorischen Fund-
stätten auftretende Urnenharz, ein Ergebnis der trockenen Destillation
von Birkenrinde, über dessen Benützung seitens der Pfahlbauern nur
Vermutungen möglich sind, diente wahrscheinlich weniger zum Räuchern
oder zur Dichtung von Thongefässen, als vielmehr zum Verkitten von
zerbrochenen Thongefässen oder zum Verbinden der Feuersteinmeissel
mit dem Heft u. s. w. Eine andere rätselhafte Masse, wahrscheinlich
ein Gemisch von Graphit, Blei und Wachs, diente vielleicht dazu, um
den Urnen ihren schönen dauerhaften Glanz zu geben.
Nachdem der Vorsitzende den drei Rednern im Namen der Ver-
sammlung den herzlichsten Dank ausgesprochen hatte, wurde noch be-
schlossen, die nächste Versammlung am 19. März in Ulm zu halten.
Die Verhandlungen dauerten von 4—7!/2 Uhr.
Sitzung in Ulm am 19. März 18095,
Die Versammlung wurde an Stelle des verhinderten Vorstandes,
Dr. Freiherr Koenig-Warthausen, eröffnet und geleitet von Dr.
Leube- Ulm, der sie im Auftrag von Oberbürgermeister Wagner herzlich
willkommen hiess und seiner Freude Ausdruck gab, sie in den Mauern
Ulms tagen zu sehen. Rektor Neuffer von Ulm begrüsste sie sodann
im Namen des Ulmer Vereins für Mathematik und Naturwissenschaften.
Sodann hielt Professor Höchstetter einen Vortrag über den im Novem-
ber vorigen Jahres verstorbenen grossen deutschen Gelehrten v. Helm-
holtz. Wenn es in früheren Jahrhunderten nicht selten Männer ge-
geben hat, die sich durch hervorragende Leistungen auf verschiedenen
Gebieten ausgezeichnet haben, z. B. LEONARDO DA VIncı, der ein grosser
Künstler und zugleich ein grosser Gelehrter, und FErMA, der ein be-
deutender Mathematiker und Jurist war, so können heutzutage nur noch
wenige ganz aussergewöhnliche Geister auf verschiedenen Gebieten
thätig sein. Zu diesen gehört HERMANN v. HELMHOLTZ, der sich nicht
nur als Mathematiker, Physiolog, Physiker und Meteorolog wie kaum
ein Zweiter hervorgethan hat, sondern auch als Philosoph die Erkennt-
nistheorie in bedeutendem Masse förderte. Im Jahre 1821 als Sohn
eines Berliner Gymnasiallehrers geboren, war er in seiner Kindheit viel-
fach schwach und kränklich; sein Lieblingsspielzeug war der Baukasten,
an dem sich seine geometrischen Kenntnisse vorbereiteten. Von seinem
Vater, einem eifrigen Fichteaner, erbte er eine grosse Verehrung für
die grossen Dichter und Denker des Anfangs unseres Jahrhunderts.
Der philologische Unterricht im Gymnasium bereitete ihm wenig Freude;
doch lernte er leicht Verse von Horaz und Homer auswendig. Da er eine
besondere Vorliebe für die exakten Wissenschaften hatte, so wollte er
ursprünglich Physik studieren, ging dann aber zur Medizin über. Seine
Promotionsarbeit handelte von den „Ganglien bei den Vertebraten‘‘. Im
Jahre 1845 gründete er in Berlin mit VIRcHOoWw, DusBors-REyMmonD u. a.
die „Physikalische Gesellschaft‘‘; im Jahre 1853 finden wir ihn in Königs-