Kleinere Mitteilungen,
Ueber einen erratischen Block aus abnormem Gneiss, gefunden
1894 bei Kisslegg.
Von Reg.- und fürstl. Baumeister Dittus in Kisslegg.
Seit der im XXXVII. Jahrgange dieser Jahreshefte von 1881
von Prof. Dr. C. MıLLeR veröffentlichten Zusammenstellung von in
Oberschwaben gefundenen erratischen Blöcken von erheblicher
Grösse sind noch weitere zu Tage gekommen. So der bei Wein-
garten gefundene und dort vom Regiment aufgestellte Kaiserstein.
Ferner der beim Bahnbau Wangen-Hergatz im Jahre 1889 unmittelbar
beim Bahnhof Wangen in Gesellschaft von vielen anderen aus-
gegrabene grosse Gneissblock von 2,8 m Länge, 2,6 m Breite und
1,2 m Dicke, welcher unter Zufügung von Votivtafel, Medaillon ete.
zu einem Kriegerdenkmal verwendet wurde.
Bei Ausführung eines Waldwegs in dem südöstlich von Kisslegg
gelegenen Walde Schorren stiess man im Oktober 1894 auf einen
grossen Stein, der sich schliesslich als ein vollständig in Moräne-
schlamm eingehüllter erratischer Block, 3,1 m lang, 2,5 m breit
und 1,5 m dick, herausstellte.
Da er bei der ersten Untersuchung als ein sehr grobkörniger Granit
angesehen wurde, beschloss Fürst EBERHARD v. WALDBURG-WURZACH,
ihn von dem ihm drohenden Untergang durch Pulver zu retten und
ihn, der ein Gewicht von 500—600 Ctr. repräsentiert, nach Kisslegg
verbringen und in den Schlossanlagen aufstellen zu lassen. Der Fund-
platz in einer Meereshöhe von ca. 675 m (Kisslegg 651,235 m) gehört
einer von Süd nach Nord ziehenden Moräne an, welche zweifellos
von dem dritten Rheingletscher (nach Dr. A. Pzncx) abgelagert wurde.
An sich wäre nun der Fund eines grossen erratischen Blockes
nichts Besonderes. Anders aber, wenn man diesen neuen Findling
in petrographischer Beziehung untersuchen und seine Herkunft be-
stimmen will.
Jahreshefte d. Vereins f, vaterl. Naturkunde in Württ. 1896,
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