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Verlauf mit den Frassgängen genau übereinstimmen, allmählich immer
mehr vertieft. In lebhafter Diskussion, an welcher sich die Herren
Vosseler, Steudel, Lampert, Klunzinger, Fraas, Miller
beteiligten, wurde die schon von vielen Seiten studierte Frage, an deren
Lösung sich Botanik, Zoologie und Geologie zu beteiligen haben, noch
weiter erörtert. (Eine ausführlichere Mitteilung über diesen Gegen-
stand wird demnächst im 9. Abschnitt der „Bodensee-Forschungen‘“‘
(Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Um-
gebung, 1896) erscheinen.)
Zum Schluss machte Prof. Dr. Lampert noch einige Mittei-
lungen über den Brunnenkrebs (Niphargus puteanus); derselbe, ein
naher Verwandter des Bachflohkrebses, lebt in unterirdischen Wasser-.
ansammlungen und ist in den letzten 60 Jahren in ganz Europa be-
kannt geworden; in Württemberg wurde er schon seit längerer Zeit
von Frıss und WIEDERSHEIM in je einem Exemplar aus der Falkensteiner
Höhle und von Lzypre aus Brunnen in Tübingen bekannt gemacht;
schon lange vorher war er von Krauss in einem Brunnen an der Stelle
der heutigen Bibliothek gefunden worden. Als neuere in der Litteratur
noch nicht erwähnte Funde aus Württemberg sind anzugeben eine An-
zahl Brunnen in Tübingen, wo Dr. VossELER den Kruster fand, Winnen-
thal, wo er in einem Brunnen von Medizinalrat Dr. ZELLER entdeckt
wurde, und die Totburgshöhle bei Wiesensteig, wo ihn der Vortragende
im vergangenen Sommer fand. Der Redner schilderte noch kurz den
mit dem Höhlenaufenthalt zusammenhängenden Mangel der Sehorgane
und die zum Ersatz eingetretene Vermehrung von Tasthaaren und wies
auf die Beobachtung von SCHNEIDER in alten Bergwerksschächten hin
wo sich die allmähliche Umwandlung des Flohkrebses in den Brunnen-,
krebs unter dem Einfluss der unterirdischen Lebensweise gut verfolgen
lässt.
Sitzung vom 9. Januar 1896.
Den ersten Vortrag hielt Dr. Ernst Müller über die Abstos-
sung und Regeneration des Eidechsenschwanzes. Nach
experimentellen Untersuchungen, die in den letzten Jahren über die
Abstossung veröffentlicht wurden, kann kein Zweifel darüber sein, dass
der Vorgang ein reflektorischer ist und von der Eidechse nicht will-
würlich herbeigeführt werden kann. Ausser dieser Frage bietet aber
der Vorgang der Abstossung noch manches Rätselhafte dar. Der Zweck
der Einrichtung ist offenbar der, dass das Tier sich mittels derselben
seinen Verfolgern entzieht; aber auffallend ist dabei, dass sich diese
Schutzvorrichtung nach einer Richtung ausgebildet hat, die für das Tier
nachteilig. ist, da Eidechsen, die ihres Schwanzes beraubt sind, an Be-
weglichkeit und Gewandtheit einbüssen, ausserdem funktioniert die Ein-
richtung nur einmal, denn den etwa nachgewachsenen Schwanz kann
die Eidechse nicht mehr abstossen. Unklar ist ferner der Mechanismus
der Abstossung, so einfach diese vor sich zu gehen scheint. Die bis-
herigen Erklärungen bezeichnet der Vortragende als ungenügend und