Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 53, 1897)

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auf diese Weise der obere Teil der die Staubblätter und Griffel ent- 
haltenden Höhlung wenigstens relativ an Grösse verliert, gewinnt 
der untere Teil an Ausdehnung, indem er die Form eines in den 
Fruchtknoten versenkten Trichters annimmt. Die Grösse dieser Höhle 
ist aber immer sehr beschränkt. Die Staubblätter sind im Umkreise 
der Höhlung an der Stelle, an welcher der Boden derselben in die 
konisch sich zuspitzende Krone übergeht, inseriert. Die sehr kurzen 
Filamente tragen ca. 0,3 mm lange farblose, ziemlich zahlreiche 
Pollenkörner enthaltende Antheren; die Pollenkörner sind ungefärbt, 
von der Form eines zusammengedrückten Ellipsoids, im Aequator mit 
3—4 Poren, ihr Durchmesser beträgt meist 0,038 mm. Der Griffel 
ist verhältnismässig dick, von einer eiförmigen Gestalt, ungefähr 
0,4 mm lang, 0,22—0,27 mm dick. Die das obere Ende und die 
innere Seite der Griffel einnehmende Narbenfläche ist aus halbkugelig 
vorragenden Zellen gebildet. Von den sonst bei den Campanulaceen 
vorhandenen Sammelhaaren ist keine Spur vorhanden. Der Pollen 
verbreitet seine Schläuche zwischen den Antheren und zwischen 
diesen und den Griffeln, so dass Antheren und Griffel fest zusammen- 
gehalten werden. Ähnliche kleistogamische Blüten beobachtete ich 
(Hohenheim, botanischer Garten, 15. 7. 92) auch an sämtlichen 
Exemplaren von S. Speculum, die aus Samen erwachsen waren, welche 
aus dem Pariser botanischen Garten stammten. Diese sehr kleinen 
Blüten besassen eine 2 mm lange, knospenförmig geschlossene Krone. 
An die Gattung Specularia schliesst sıch Wahlenbergia hederacea 
RcHB. insofern zunächst an, als zwar die Filamente sich allmählich 
nach unten verbreitern, sich aber noch nicht in zwei so deutlich ab- 
gesetzte Teile, wie bei Campanula, gliedern. Die Krone hat da- 
gegen hier die glockig vertiefte Gestalt angenommen, wie sie für 
die meisten Campanula-Arten charakteristisch ist. Die Blüten sind 
nach WiırLLIsS und BurkiLL' senkrecht aufgerichtet, die Krone ist 
ca. 10 mm tief, an ihrer Mündung 3—4 mm weit, hellblau mit 
dunkelblauen Adern, ohne Duft. Die Entwickelung der Geschlechts- 
organe und die Entleerung der Antheren geht in derselben Weise 
vor sich, wie bei Specularıa, aber nachdem das Absetzen des Pollens 
auf den Griffel erfolgt ist, verwelken nur die Antheren, während die 
unterwärts behaarten Filamente als Schutzdach über dem Nektar 
stehen bleiben. Bei Insektenbesuch (in England wurden zwei Fliegen- 
*J.C. Willis and J. H. Burkill, Flowers and Insects in Great Britain. 
Part I. — Annals of Botany. 1895. p. 263. 
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