scheidet. 1. grosse langdauernde Bewegungen, deren etwaige Gesetze
erst nach Jahren und Jahrzehnten erkennbar werden können, er
nennt sie Nullpunktsbewegungen. Sie waren in Strassburg stark
genug, um im Laufe der nicht ganz 2 Jahre öfters eine veränderte
Aufstellung der Registriervorrichtung notwendig zu machen, weil der
Lichtstrahl über den Papierstreifen hinausfiel. 2. Eine Bewegung von
der Periode des Sonnentags, das westöstlich gerichtete Pendel zeigte:
morgens etwa 7 Uhr am weitesten nach Süd, abends um 6 Uhr am
weitesten nach Nord. 3. Eine eintägige Bewegung von der Periode:
des Mondtags, die sich bekanntlich im Laufe des Monats gegen den
Sonnentag um einen Tag verschiebt. 4. Eine halbtägige Bewegung
von der Periode eines halben Mondtags, also derselben Periode, in
welcher die Hauptveränderungen in der Gezeitenbewegung des Meeres
sich vollziehen. 5. Mikroseismische Bewegungen, ganz kurzwellige
schwache Bewegungen, bei welchen die Kurve feingezackte Ränder
zeigt, wie vielleicht von Eigenbewegungen des Pendels herrühren,
das durch Bodenbewegungen in schwacher OÖscillation erhalten würde.
6. Erdpulsationen, sehr regelmässig sich folgende Schwingungen, aber
von Perioden, welche grösser sind und nicht mit der Schwingungs-
periode des Pendels harmonieren, die in Strassburg am auffälligsten
sich zeigenden Pulsationen haben Perioden von 2—3 Minuten, so
dass die Kurve oft mehrere Tage hindurch beiderseits wie mit Säge-
zähnen besetzt erscheint, bald mit gleichbleibendem, bald mit all-
mählich veränderlichem Abstand der Zähne. Diesen Pulsationen
ähnlich, aber nicht von derselben andauernden Regelmässigkeit sind
Schwingungen von 4—6, bis zu 15 Minuten Dauer, ferner periodisch
sich wiederholende Knoten in der Kurve, die eine periodisch wieder-
kehrende Unruhe verraten. Endlich zeigen sich 7. eine grosse Zahl
eigentlicher Erdbebenstörungen durch plötzliche starke Erbreiterungen
der Kurve, Störungen, die in vielen Fällen mit Sicherheit sich als
die Wirkungen ferner Erdbeben erweisen. KREzBEUR giebt eine Liste
von in der Zeit von 1*/, Jahren über 120 solcher übereinstimmend
in Strassburg und in Nikolajew beobachteter seismischer Erscheinungen..
Die Thatsachen der Beobachtung sind also mannigfaltige Wechsel
ın Richtung, Biegung und Breite der vom Horizontalpendel gezeichnetem
Kurve, welche die harmonische Analyse in ihre verschiedenen peri-
odischen und unperiodischen Bestandteile zerlegt. Welches sind nun
aber die näheren, welches die weiteren und tiefsten Ursachen dieser
Wechsel, wie ist die Schrift des Horizontalpendels zu deuten? Da
erhebt sich eine grössere Zahl gelöster und ungelöster Fragen. Die
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