Kleinere Mitteilungen.
Ueber eine seltsame Infektionskrankheit bei Fliegen.
Von Dr. J. Vosseler, Assistent und Privatdocent.
Mit 2 Figuren.
Während eines längeren Aufenthaltes bei Liebenzell im Schwarz-
walde machte ich eine merkwürdige Beobachtung. Am 1. Oktober 1893
ging ich dem Kolbach bei Ernstmühl entlang, um zu sammeln.
Dabei stiess ich auf zahlreiche Steine im Bachbett, welche vom Wasser
leicht überspült oder mit feuchtem Moos bewachsen waren und auf
denen oft recht zahlreiche Skelettreste von Musciden — neben 2—3
kleineren Arten, besonders Musca vomitoria und Sarcophaga carnaria
— zerstreut lagen. Da meistens die Gliedmassen erhalten waren,
konnten diese Reste nicht aus Exkrementen von irgendwelchen In-
sektenfressern herstammen. Der Aufwand von wenig Geduld wurde
durch die Aufklärung über diese seltsamen Funde belohnt. Der Tag
war trotz der vorgerückten Jahreszeit recht warm, im engen Kol-
bachthälchen herrschte Sonnenschein und Windstille, das richtige
Flugwetter für Kerfe. Unter den zahlreichen sich in den belebenden
Strahlen tummelnden Fliegen fielen etliche durch ihren schweren
Flug auf. Diese hielten sich in nächster Nähe des Wassers, setzten
sich stets nach einiger Zeit auf die feuchten Steine, welche aus dem
Wasser herausragten und begannen gierig zu trinken. Fast momentan
mit der Wasseraufnahme begannen die Tiere lethargisch zu werden
und flogen selbst auf derbe Berührung hin nicht mehr ab. Bald
sah man den oft vorher schon etwas dicken Hinterleib quellen und
an der Unterseite zwischen den weichen Stellen der 3—4 letzten
Ringe platzen. Aus der offenbar durch starken Druck von innen
entstandenen Spalte drang eine gallertige, weisslich bis leicht gelb