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feststellen, dass die bunten Blättchen der eben aufblühenden Blume
entnommen waren.
In diesem reizenden Nest wachsen die Jungen bis zur Grösse
von 5—6 mm unter der Obhut der Mutter heran, welche auf nächt-
lichen Sammelzügen die Blüten teils als Schutz gegen Temperatur-
differenzen, also zu einem Neste im eigentlichen Sinne des Worts,
teils wohl als zarte Nahrung für ihre Jungen und nicht aus reinem
Schönheitssinn einträgt. Gerade zu der Zeit, wo die Felder ab-
geerntet werden und die Pflanzendecke unter dem Einfluss des Regen-
mangels und der Sonnenstrahlen dürr zu werden beginnt, hört nun
die mütterliche Fürsorge auf; unter erschwerten Verhältnissen werden
die halbwüchsigen Tiere auf eigene Füsse gestellt. Bei der Häufig-
keit der Alten, der grossen Anzahl der Jungen und dem Mangel an
frischen oder vermodernden Pflanzen ist es verständlich, dass die
Asseln sich auf ein weites Gebiet verteilen müssen, um günstigere
Lebensbedingungen aufzufinden. Hiermit stimmt die Beobachtung
überein, dass der ganze Zug zunächst auf eine parkähnliche halb-
verwilderte Anlage mit schattenspendendem Unterholz und etwas
feuchtem Boden zustrebte. Ein Teil der Tiere verblieb darin, die
grössere Masse aber zog weiter gegen die Niederung und die Ufer
des Oued Habia (Fluss), wo sie ebenfalls ein mehr feuchtes und an
Nahrungsstoffen reiches Gebiet antreffen musste. Es gelang mir
nicht, festzustellen, wo der Zug seinen Anfang nahm, noch wo und
wann er endigte. Seine Breite mag, einige Seitenzüge mitgerechnet,
30—60 m betragen haben.
Ich fand bis jetzt nirgends eine Mitteilung darüber, dass Asseln
auf der Wanderung beobachtet worden wären, ebensowenig eine
solche über den geschilderten Nestbau. Jedenfalls müssen die Um-
stände sehr dringende sein, welche diese nächtlichen, feuchtigkeits-
liebenden Kruster zwingt, im grellen heissen Sonnenschein an-
strengende Wanderungen zu unternehmen.
Der Fundort von Psammochelys Keuperina Quenst.
In den Begleitworten zu dem neu aufgelegten Atlasblatt der
geognostischen Specialkarte von Württemberg, Böblingen 1896, 5. 29,
bemerkt der Verfasser, Herr Prof. Dr. EBERHARD Fraas, Nachstehendes:
Auch die hochinteressanten Reste einer grossen Schildkröte
(Psammochelys Keuperina Quexst.) wurden in geringer Entfernung
von unserem Gebiet bei Neuhausen a. F. gefunden.
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