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den landschaftlichen Charakter der Küste, speciell den malerischen
Hafen von Cagliari. Man glaubt in Sardinien sich kaum mehr in Italien
zu befinden, so anders tritt einem in Sardinien der Menschenschlag in
Kleidung wie Benehmen entgegen. Photographien veranschaulichten die
malerischen Trachten der Männer mit ihren lang herabhängenden phry-
gischen Mützen, dem Lederrock und Schaffell und den weiten, nur bis
ans Knie reichenden Hosen, und ebenso das geschmackvolle, an den
Orient erinnernde Kostüm, mit welchem Frauen und Mädchen aufs
angenehmste überraschen. Auch für prähistorische und archäologische
Studien bietet Sardinien, dessen Bevölkerung entweder einen selb-
ständigen iberischen Volksstamm oder Nachkommen der alten Karthager
darstellt, reiche und interessante Ausbeute. Besonders wurde hier der
Nuraghi, jener interessanten turmförmigen Bauten aus phönizischer Zeit
gedacht. Das Hauptinteresse des Reisenden lenkte sich auf die gross-
artigen Bergwerke in der Umgebuug von Iglesias, deren eingehende
Besichtigung und Studium ihm durch das liebenswürdige Entgegen-
kommen all der dortigen Herren auf dem Bergamt und in den Gruben
ermöglicht wurde. Neben der Schilderung des verwickelten Bergbaus
und der prächtigen mineralogischen Vorkommnisse, die ganz speciell für
dieses Gebiet charakteristisch sind, betonte der Redner auch die Gross-
artigkeit des unter Verwendung aller neuen Errungenschaften auf dem
Gebiet der Technik geführten Betriebs in den Bergwerken. Leider
konnte der Redner seine reiche geologische Ausbeute nicht vorlegen,
da die Kisten zur Zeit noch nicht angekommen sind. Mit warmem
Dank für die geradezu grossartige Gastfreundschaft, welche er auf Sar-
dinien genoss, schloss der Redner seinen’ fesselnden Vortrag.
Der Vorsitzende, Prof. Dr. Leuze, erinnert an die Entdeckungen
MAvcm’s in Simbabye, wo turmähnliche Bauten, ähnlich der Nuraghi,
gefunden werden, die den Phöniziern oder Chaldäern zugeschrieben
werden. Indem Prof. Dr. Leuze diesen Abend, mit dem die monatlichen
Zusammenkünfte zu Ende gingen, sodann schloss, dankte er zugleich
den Anwesenden für das Interesse, das sie stets diesen Abenden ent-
gegengebracht.
Sitzung vom 8. Oktober 1896.
Den Abend eröffnete Prof. Dr. Leuze zunächst mit dem geschäft-
lichen Teil. Die Wahlen ergaben als ersten Vorsitzenden Sanitätsrat
Dr. Steudel und als zweiten Prof. Dr. E. Fraas. Das Amt des Schrift-
führers übernahm wieder der langjährige Sekretär, Prof. Dr. Lampert.
Sodann wurde der Beginn der Verhandlungen für künftig auf genau
8 Uhr festgesetzt, als Tag wird der zweite Donnerstag jeden Monats
festgehalten. Nun begannen die wissenschaftlichen Verhandlungen unter
Vorsitz des neugewählten Vorstandes.
Als erster Redner berichtete Prof. Dr. A. Schmidt über seine
Reise nach Paris zur internationalen Meteorologenkonferenz.
40 Gelehrte waren als Abgesandte der meteorologischen Institute der
verschiedensten gebildeten Nationen des Erdballs versammelt, die Ver-