Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 53, 1897)

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die noch vor zehn Jahren auf dem Österberg heimisch war. Eine Art 
Küchenschabe ist erst in neuerer Zeit vom Osten her in Württemberg 
eingewandert; sie wurde 1869 hier zum erstenmal gefunden, hat sich 
jetzt jedoch schon ziemlich weit ausgebreitet. Höchst interessant ist das 
Vorkommen mehrerer Heuschreckenarten auf den Bergen der Alb, die 
sonst nur in den Alpen und in Skandinavien, in Deutschland aber an 
keiner weiteren Örtlichkeit gefunden werden. 
Es folgte der Vortrag von Forstrat Dr. Graner von Stuttgart 
über die Verbreitung der Koniferen auf der Erde, welcher in des 
Redners ausführlicher, in diesen Jahresheften abgedruckter Arbeit wieder- 
gegeben ist. 
Zum Schluss hielt Prof. Dr. Grützner von Tübingen einen Vor- 
trag über die Thätigkeit einiger Muskeln. Während die Muskeln 
der willkürlichen Muskulatur durch elektrische Reizung zu einer schnell 
erfolgenden kräftigen Zusammenziehung veranlasst werden, ziehen sich 
die unwillkürlichen Muskeln erst nach ziemlich langer Latenzperiode 
Jangsam zusammen und verharren lange im Kontraktionszustand , was 
an der glatten Muskulatur des Froschmagens gezeigt wurde. — Durch 
die Thätigkeit werden in den Muskeln chemische Veränderungen erzeugt, 
die sich besonders in dem Auftreten ziemlicher Mengen von Milchsäure 
zu erkennen geben. Diese Veränderungen lassen sich in schöner Weise 
sichtbar machen auf folgendem Wege: man injiziert einem Frosch eine 
Lösung von Säurefuchsin in einem Lymphsack; dieser Farbstoff hat die 
Eigenschaft, dass er mit Säuren eine sehr intensive rote Färbung giebt; 
tötet man nun den Frosch tags darauf ab und setzt das eine Bein 
durch Reizung der zugehörigen Nerven in kräftige und andauernde 
Bewegung, so entsteht reichlich Milchsäure und diese bewirkt in Ver- 
bindung mit dem inzwischen durch den ganzen Körper verbreiteten 
Säurefuchsin eine tiefrote Färbung der thätig gewesenen Muskeln, wäh- 
rend die Muskulatur des anderen Beines keine Verfärbung zeigt. Eine 
andere Art, die Veränderung des thätigen Muskels zu zeigen, ist 
folgende: man zerreibt einen bis zur Ermüdung gereizten Muskel mit 
einer gewissen Menge von Lackmuslösung, einen ungereizten ebenso: 
vergleicht man die Farbe der beiden Lösungen, so zeigt sich diejenige, 
in welcher der thätig gewesene Muskel zerrieben war, infolge der Milch- 
säure deutlich gerötet im Vergleich zur anderen. Die Muskeln setzen 
sich im menschlichen Körper meist sehr nahe bei den Gelenken an und 
arbeiten somit, da sie an einem kurzen Hebelarm wirken, mit be- 
deutendem Kraftverlust. So ist die. Muskelspannung, die man braucht; 
um 1 kg zu heben, weit grösser, als diejenige, die bewirkt würde, wenn 
man 1 kg direkt an die Sehne eines Muskels anhängen würde. Es 
Jässt sich berechnen, dass bei dem Erheben auf die Zehen jeder Waden- 
muskel eine Spannung erleidet, die dem doppelten Körpergewicht ‚gleich* 
kommt. 
Nach der Sitzung vereinigte ein gemeinschaftliches Mittagessen 
im Lamm die Teilnehmer bis zum späten Nachmittag.
	        
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