Nekrolog
des Freiherrn Dr. Ferdinand v. Müller
von Prof, Dr. Lampert.
Mitte Oktober 1896 brachten die Tagesblätter die Nachricht,
dass in Melbourne in Australien Freiherr Dr. FERDINAND v. MÜLLER
am 9. Oktober verstorben sei.
Der Verein für vaterländische Naturkunde hat in ihm eines
seiner korrespondierenden Mitglieder verloren und sein Interesse am
Verein gab v. MöLLER vielfach durch Übersendung seiner Schriften
Ausdruck. Allein nicht nur aus diesem Grunde sei des verdienten
Gelehrten an dieser Stelle ehrend gedacht, sondern es treibt mich
hierzu besonders auch ein Gefühl der Dankbarkeit für die ungewöhn-
lich reichen Zuwendungen, die die zoologische Abteilung des K. Natu-
ralienkabinets dem Verstorbenen verdankt. Wenn die australische
Fauna, besonders die Säugetiere und Vögel in unserer Sammlung so
reich vertreten ist, wie in nur wenigen Museen, so ist dies in
erster Linie auf den rastlosen Eifer von v. MÜLLER’s zurückzuführen,
der seit etwas mehr wie 25 Jahren stets bestrebt war, unsere
australische Sammlung zu vervollständigen und allen vom Naturalien-
kabinet geäusserten Wünschen nach besten Kräften gerecht zu werden !.
Die engen Beziehungen, die v. MÜLLER auf diese Weise mit
Stuttgart unterhielt, geben häufig Anlass zu der irrtümlichen An-
sicht, dass er ein geborener Württemberger gewesen sel. FERDINAND
MÜLLER ist jedoch in Rostock geboren, und zwar am 30. Juni 1825.
Früh schon verlor er seinen Vater, an dessen Stelle neben der Mutter
ein Onkel die Erziehung der Waisen leitete. Der junge MÜLLER
wandte sich der Pharmacie zu, machte in Husum seine Lehrzeit
* Die Zahl der von Baron Müller dem K. Naturalienkabinet geschenkten
Wirbeltiere beläuft sich auf 837 Arten mit 2269 Stück; weit beträchtlicher noch
ist die Zahl der Wirbellosen.