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durch und studierte sodann in Kiel neben Pharmacie Medizin und
Naturwissenschaften, in beiden Disziplinen sich den Doktortitel er-
werbend.
Gesundheitsrücksichten, besonders die Erkrankung seiner beiden
Schwestern an der Schwindsucht, liessen in den Geschwistern den
Gedanken reifen, ein milderes Klima aufzusuchen. Zuerst war Madeira
ins Auge gefasst, allein da die geringen Mittel nur einen kürzeren
Aufenthalt daselbst gestattet hätten, so wurde auf Anraten von
Dr. Sonder in Hamburg beschlossen, im Jahre 1847 nach Adelaide
in Südaustralien überzusiedeln. Die Hoffnung, hier dauernde Ge-
sundheit zu finden, täuschte nicht; v. MöLLER’s Schwestern genasen
völlig und gründeten bald in der neuen Heimat einen eigenen Herd.
Der junge Doktor dagegen hatte viel mit Widerwärtigkeiten zu
kämpfen; mit der ärztlichen Praxis war es nichts, zur Ausübung der
Pharmacie mussten ihm die Droguen aus Europa geschickt werden,
nebenbei sammelte er eifrig Pflanzen, deren Verkauf ihm Dr. SonDEr
besorgte; schliesslich ergriff auch ihn das Goldfieber, welches ihn
nach Melbourne führte, ohne ihn jedoch die geträumten Schätze
finden zu lassen; im Gegenteil mussten Subsidien europäischer Freunde
ihn vor der äussersten Not schützen.
Da liess ein glücklicher Zufall v. MöLLER auf einer botanischen
Exkursion mit dem damaligen englischen Gouverneur der australischen
Kolonie, LATROBE, zusammentreffen , welcher sich auch für Botanik
interessierte. Bald erkannte LATRoBE die grossen Gaben des jungen
deutschen Gelehrten und nahm ihn in die Dienste der Regierung,
indem er ihn zu Landesaufnahmen und besonders zu Untersuchungen
über Kulturfähigkeit des Bodens aussandte. Die Berichte, welche
v. MÖLLER vorlegte, veranlassten seine sofortige Anstellung als Govern-
ment Botänist, als Regierungsbotaniker. Damit war v. MöLLErR’s Stellung
geschaffen; bis zu seinem Tode hat er Australien nicht mehr ver-
lassen, sich unermüdlich der wissenschaftlichen Erforschung seiner
neuen Heimat widmend.
Trotzdem blieb übrigens v. MÖLLER auch guter Deutscher, der
die Geschicke seiner Heimat mit warmer Anteilnahme verfolgte; in
den Vereinigungen der Deutschen in Melbourne war er ein häufiger
Gast und freudig begrüsster Redner. Jeder Deutsche, den sein Weg
nach Melbourne führte und der v. MöLLER aufsuchte, fand liebens-
würdige Aufnahme und Unterstützung mit Rat und That, wenn er
deren bedurfte.
Die nächsten Jahre nach seinem Zusammentreffen mit LATROBE