Full text: Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde in Württemberg : zugl. Jahrbuch d. Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart (Bd. 55, 1899)

von Osten her feststellen. In Schlesien finden wir denn auch die 
reichste Entfaltung, im unteren Wellengebirge von meist kleinen, nur 
10armigen Arten, zu welchen sich im oberen Wellengebirge der 
schöne 20armige Encrinus Carnalli gesellt. Encrinus liluformis ist 
die dauerhafteste Art, welche, wenn auch spärlich, im ganzen unteren 
Muschelkalk gefunden wird, dagegen seine eigentliche Entfaltung im 
oberen Muschelkalk zeigt und zwar in der kalkigen Tiefenzone des 
westlichen und südlichen Deutschlands. Zum sessilen Benthos ge- 
hören auch die kleinen Kalkröhren diploporer Algen (Gyroporella), 
welche in dem alpinen Muschelkalk eine ausserordentliche Rolle 
spielen; sie konnten im germanischen Triasmeer nicht Fuss fassen und 
beschränken sich auf einen kleinen Bezirk im oberen Wellengebirge 
Oberschlesiens und treten nur noch ganz untergeordnet im mittleren 
Muschelkalk von Elsass-Lothringen auf. 
Einen gewissen Übergang von sessilen in den vagilen Benthos 
bilden die für den Muschelkalk wichtigen Brachiopoden. Unter 
ihnen ist Terebratula vulgaris weitaus die häufigste und ver- 
breitetste Form; ihr sagten offenbar die klimatischen und sonstigen 
Verhältnisse überaus zu und nicht nur unzählige Massen dieser 
Tiere bevölkerten den Meeresboden, sondern es lassen sich auch 
Schwankungen der Art, d. h. entwickelungsgeschichtliche Verschie- 
denheiten, beobachten. Sie geht vom ‘unteren bis zum obersten 
Muschelkalk durch und erfüllt nicht selten in bestimmt charakteri- 
sierter Varietät einzelne Horizonte; sie bildet zugleich ein gutes Bei- 
spiel (vergl. WALTHER, Über die Lebensweise fossiler Meerestiere, 1. c. 
S. 224) für die Wanderungen und das unvermittelte Auftreten ben- 
thonischer Tiere durch Vermittelung ihrer als Meroplankton umher- 
schwärmenden Larven. Terebratula vulgaris wurde bis jetzt im 
mittleren Muschelkalk noch nicht gefunden und es ist deshalb nicht 
wahrscheinlich, dass die Formen des oberen Muschelkalkes direkt 
von denen des Wellengebirges abstammen. Anderseits beobachten 
wir, dass die oceanische (alpine) 7. vulgaris meist klein ist und dass 
ebenso die Arten des unteren Wellengebirges (7. Eckii) meist klein 
sind und sich erst gegen oben zu den grossen „fetten“ Varietäten 
entwickeln, dass dann ebenso im Hauptmuschelkalk zunächst kleine 
Varietäten auftreten, während erst in den oberen Schichten (Haupt- 
terebratelbank) die grossen Exemplare herrschend werden. Es würde 
dies auf eine zweimalige Einwanderung aus dem Ocean: hinweisen. 
Leitfossilien von noch grösserer Wichtigkeit sind die Spiri- 
ferinen (Sp. fragilis). Auffallend ist, dass diese Art nur auf. einen 
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